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Rechtfertigungen für unsichtbare Symptome

Eine junge Frau mit ernstem und wütendem Gesichtsausdruck

Eine wütende junge Frau mit ernstem Gesichtsausdruck

Aufgrund der Tatsache, dass ich schon so einige Male über genau dieses Thema gestolpert bin, möchte ich es nun thematisieren. Auch ich kann davon übrigens ein Lied singen, dass man sich immer wieder rechtfertigen muss. In meinem Fall betraf das übrigens „fast“ alle Bereiche meines Lebens – Familie, Freunde, Bekannte und sogar eine Oberärztin während einer psychosomatischen Reha, als die MS-Diagnose noch in weiter Ferne lag.

Aber alles der Reihe nach. Es gibt eine Menge unsichtbarer MS-Symptome, die man auf den ersten Blick als unbeteiligte Person nicht erkennen kann. Dazu zählen beispielsweise Fatigue, Depressionen, kognitive Störungen, Sehstörungen, Sensibilitätsstörungen, Schmerzen und Schluckstörungen. Nur weil man einer betroffenen Person solche Symptome oft nicht ansehen kann, bedeutet es nicht, dass es ihm oder ihr auch gut geht.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Depressionen bei MS

Laut der Seite www.msundich.de leiden mehr als 30 Prozent aller Menschen mit MS an Depressionen. Dabei handelt es sich um ...

Fatigue bei MS

Fatigue ist ein häufiges Symptom bei MS und betrifft etwa 60 Prozent der Betroffenen. Im Gegensatz zur normalen Müdigkeit geht ...

Sehstörungen bei MS

Sehstörungen sind häufige Symptome von Multipler Sklerose (MS). Etwa die Hälfte aller Menschen mit MS haben Sehstörungen als ihr erstes ...

Rechtfertigungen und Vorurteile in meinem Fall

In meinem Fall begann alles im Bereich der Psychosomatik. Etwa acht Jahre lang wusste niemand, was mit mir los war. Ich hatte u.a. starke Dauerkopfschmerzen und Panikattacken. Mein damaliger Neurologe stellte die Diagnose Burnout in den Raum und es folgten insgesamt vier psychosomatische Rehas und jede Menge Medikamente. Rückblickend kann ich sagen, dass diese Zeit von Vorurteilen und der Notwendigkeit, sich ständig rechtfertigen zu müssen, geprägt war.

 
An dieser Stelle muss ich wohl erwähnen, dass ich Kopfschmerzen mit Stichattacken (Nervenschmerzen) hatte, die sich anfühlten, als würde jemand ein Messer in meinen Kopf stecken und es ständig drehen. Es handelte sich also nicht um gewöhnliche Kopfschmerzen aufgrund von übermäßigem Alkoholkonsum oder Ähnlichem, womit meine Probleme sehr gerne relativiert und runtergespielt wurden. Aufgrund der Schmerzen verließ ich nur noch selten das Haus. Das wirkliche Ausmaß meiner Probleme bekam nur meine Partnerin zu sehen. Immer wenn ich unter Leute ging, hatte ich einen der seltenen besseren Tage mit meinen Kopfschmerzen.

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Unsichtbare Symptome und Rechtfertigungen

Weil meine damaligen Symptome für fast alle Menschen unsichtbar und nicht erahnbar waren, musste ich mich ständig und überall dafür rechtfertigen. Besonders oft wurde ich mit dem Thema Arbeit konfrontiert. Dabei sollte man wissen, dass ich aufgrund meiner Schmerzen aus allen Rehas als arbeitsunfähig entlassen wurde und nicht mehr im Angestelltenverhältnis arbeiten konnte – auch ärztlicherseits wurde mir dies untersagt bzw. dazu geraten.

Nach meiner dritten Reha wurde ich damals plötzlich und automatisch als berufsunfähig eingestuft und erhielt sogar rückwirkend eine Rente. Um weiterhin eine Aufgabe im Leben zu haben und den Staat möglichst wenig zu belasten, begann ich damit, Internetseiten zu erstellen. Zunächst fing ich mit Erlebnisgutscheinen an, dann folgten eine Sprücheseite und eine Tierschutzseite, und schließlich diese MS-Seite hier. Auch dafür musste ich mich übrigens immer wieder rechtfertigen und Sprüche über mich ergehen lassen, dass das Betreiben von Internetseiten keine echte Arbeit sei.

So richtig unangenehm wurde es für mich aber erst ab dem Zeitpunkt, als auch einige Freunde auf diesen Zug aufsprangen. Auf einer Feier unter Alkoholeinfluss wurde mir beispielsweise unterstellt, dass ich nur keine Lust auf Arbeit hätte. In einem ganz normalen Gespräch, ebenfalls unter Alkoholeinfluss, wurde mir mitgeteilt, dass man mir meine Probleme nicht so recht abnehmen könne. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass mein Freund sich für die Aussage, dass ich nur keine Lust zum Arbeiten hätte, mehrfach bei mir entschuldigt hat, was er genaugenommen nicht musste.

Da es auf mich wie ernst gemeinte Entschuldigungen wirkte, ist die Sache seit langem vom Tisch. Für mich war ausschlaggebend, dass ich es wirklich vergessen und verzeihen konnte, die Tatsache, dass er es immer mal wieder ansprach, ohne dass ich es überhaupt thematisiert hatte. Das zeigte mir, dass es ihm wirklich ein Anliegen war bzw. ist. Aber dennoch gab es eine Zeit, in der solche Aussagen bei mir hängen blieben und ich mich nahezu komplett zurückzog und keine Lust mehr auf den Kontakt mit anderen Menschen hatte. Dies war jetzt nur ein kleiner Einblick in die Sätze, die mir so um die Ohren geflogen sind.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Euro-WC-Schlüssel bei MS

Der Euro-WC-Schlüssel ist ein Symbol der Inklusion und Barrierefreiheit für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, darunter auch solche, die von Multipler Sklerose ...

Saunabesuche mit MS

Im Laufe der Jahre bin ich immer wieder über die Frage gestolpert, ob man mit Multipler Sklerose in die Sauna ...

Schwerbehindertenausweis beantragen

Menschen mit Multipler Sklerose (MS) können beim Versorgungsamt oder im Bürgerbüro einen Schwerbehindertenausweis, auch als Grad der Behinderung (GdB)-Ausweis bezeichnet, ...

Die unausgesprochenen Worte und Vorurteile

Am schlimmsten finde ich persönlich übrigens die Worte, die nicht ausgesprochen werden. In meinem Fall sind mir diesbezüglich auch so einige Aussagen über Umwege zu Ohren gekommen. Gerade in der Anfangszeit hatte ich noch relativ viele Kontakte, die mir gegenüber wohlwollend eingestellt waren und von denen ich so einiges erfuhr. Doch im Verlauf meiner MS-Erkrankung hat sich ihre Zahl drastisch reduziert, sodass ich nun weniger Informationen erhalte.

Diese ganzen Erfahrungen haben übrigens zur Folge, dass man sich im Laufe der Zeit vieles denken kann, was nicht ausgesprochen wird. Davon mal abgesehen scheint es mir, dass einige Menschen manches sprichwörtlich auf die Stirn geschrieben steht. Nach der MS-Diagnose hatte es in meinem Fall übrigens stark nachgelassen, dass ich mich immer und überall rechtfertigen musste oder Vorurteilen ausgesetzt war.

 
Mittlerweile habe ich eher das Gefühl, dass viele Menschen damit einfach nicht umgehen können. Sie haben Berührungsängste, wissen nicht, wie sie sich verhalten oder was sie sagen sollen. Ich gehöre übrigens selbst zu den Menschen, die beispielsweise unsicher im Umgang mit Krebspatienten wären. Also kann ich das voll und ganz verstehen, da ich irgendwie auch so gestrickt bin. Davon mal abgesehen haben sich meine Kontakte zu Menschen aber auch stark reduziert.

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Du hast auch eine MS-Diagnose erhalten und musst dich ständig rechtfertigen? Sehr gerne darfst du deine Erfahrungen an dieser Stelle teilen. Was genau hast du schon alles erlebt? Werden oder wurden dir Vorurteile entgegengebracht? Hinweis: Für diesen Inhalt ist JavaScript erforderlich.

Erfahrungsberichte von Betroffenen lesen

Hier findest Du Erfahrungsberichte von Betroffenen, die sich immer mal wieder rechtfertigen mussten oder gewissen Vorurteilen ausgesetzt waren.

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