Notfallsanitäterin Anika Schreiber bei der Arbeit vor einem Rettungswagen und während ihrer MS-Basistherapie mit einer Infusion.

Anika Schreiber

An dieser Stelle möchte ich euch gerne Anika Schreiber vorstellen, die mir auf Instagram aufgefallen ist. Anfangs hat mich nur fasziniert, dass es dort eine Frau mit MS gibt, die im Rettungsdienst arbeitet. Dazu sollte man vielleicht wissen, dass ich mich schon immer für Medizin und Notfallgeschichten interessiert habe, unabhängig von meiner MS-Erkrankung. Leider war mein Abiturzeugnis damals zu durchschnittlich für ein Medizinstudium, da ich gerne auch gefeiert und Zeit mit Freunden verbracht habe. Aber hier soll es nicht um meine Wenigkeit, sondern Anika gehen.

Ich hatte mich dann für ihr Profil interessiert und verfolge seitdem regelmäßig ihre Stories. Beim Durchsehen ihrer Beiträge kam ich zu dem Entschluss, dass ich eine solche Person unbedingt auf meiner MS-Domain vorstellen muss. Meiner Meinung nach kann sie ein inspirierendes Vorbild für viele Betroffene sein. Darüber hinaus habe ich persönlich eine Schwäche für Menschen, die sich für das „Gute“ einsetzen, beispielsweise anderen Menschen und/oder Tieren helfen.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Frau leidet unter starken Kopfschmerzen als Symptom der Multiplen Sklerose und sitzt bei einem Arzt im Sprechzimmer.

Mögliche MS-Symptome

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Unterstützung bei MS

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Die MS-Diagnose von Anika 2020

Bei Anika fing es laut eigener Aussage am 12.06.2020 nach einem 24 h Dienst als Auszubildende zur Notfallsanitäterin mit Sensibilitätsstörungen unter ihrem rechten Fuß an. Sie dachte damals, dass sie vielleicht blöd aufgekommen wäre oder sich irgendwas gezerrt hätte. Am Folgetag war dann aber plötzlich ihr kompletter rechter Fuß taub. Sie redete sich ein, dass sie eventuell nachts nur blöd gelegen hätte und ging stattdessen mit ihrer Freundin los. Die Taubheitsgefühle weiteten sich allerdings schon abends über ihren kompletten rechten Unterschenkel aus.

Laut eigener Aussage machte sie aus Reflex noch Späße darüber und wollte es einfach nur verdrängen. Exakt das war übrigens damals bei mir auch der Fall. Einen weiteren Tag später nach der Arbeit konnte Annika schon ihr komplettes rechtes Bein nicht mehr spüren. Sie hatte das Gefühl, etwas zu sehen, das nicht mehr ihr gehörte und Panik machte sich breit. Sie erzählte es daraufhin am Folgetag nach Feierabend der diensthabenden Notärztin, die Anika sofort per RTW ins Krankenhaus bringen lassen wollte. Dies lehnte sie allerdings ab und ließ sich stattdessen von einem Freund zum Krankenhaus fahren.

 
Was genau im Krankenhaus geschah, daran kann sich Anika nur noch bedingt erinnern. In einem Beitrag auf Instagram schrieb sie, dass ihr systolischer Blutdruck wohl die ganze Zeit über 200 mmHg lag und sie am Rande das Wort ‚Schlaganfall‘ hörte. Es wurde ein Zugang gelegt, Blut abgenommen und ein Patientenarmband umgebunden. Recht schnell folgte ein MRT und die stationäre Aufnahme ins Krankenhaus, wo sie mittlerweile übrigens erkannt wurde. Denn Anika hatte dort ein Krankenhauspraktikum während ihrer Notfallsanitäterausbildung absolviert.

Zunächst wurde sie auf die neurologische Station bzw. „Stroke Unit“ gebracht und einige Tage dauerhaft überwacht. Dann ging es auf der Normalstation weiter, wo unzählige Untersuchungen gemacht wurden. Besonders in Erinnerung ist ihr laut eigener Aussage übrigens die Lumbalpunktion geblieben, die leider wohl nicht optimal verlief. Zusätzlich war mittlerweile auch noch fast ihre gesamte rechte Körperseite taub. Ohne Diagnose wurde Anika Schreiber schließlich aus dem Krankenhaus entlassen und musste erst einmal geduldig auf die Ergebnisse der ganzen Untersuchungen warten.

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MS-Diagnose während des Praktikums

Nach ihrer Entlassung stand ein 6-wöchiges Krankenhauspraktikum an. Es handelte sich übrigens um das gleiche Krankenhaus, in dem Anika auch als Patientin lag. Am 24.06.2020 erhielt sie laut eigener Aussage einen Anruf, dass die Ergebnisse der ganzen Untersuchungen da seien. In ihrer Pause machte sie sich sofort auf den Weg, um mehr zu erfahren. Doch leider musste der Arzt an genau diesem Tag früher gehen.

Am Folgetag fand das Gespräch dann aber statt. Da Anika dafür in einen extra Raum gebeten wurde, überkam sie laut eigener Aussage ein ganz seltsames Gefühl. Leider bestätigte sich dieses Gefühl, und es kam eine MS-Diagnose heraus. Es wurde ihr geraten, so schnell wie möglich eine stationäre Behandlung zu beginnen. Da sie sich noch im Dienst befand, konnte Anika nur für circa 5 Minuten ‚heimlich‘ auf Toilette weinen und musste zurück an die Arbeit.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Eine Frau mit Sehbehinderung nutzt einen Stock und wird von einer anderen Person gehalten. Das Bild betont die Bedeutung von Hilfsmitteln zur Linderung von MS-Symptomen.

Hilfsmittel für Betroffene

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Allgemeine Infos über Anika

Als ich diese Themenseite erstellt habe (August 2023), war Anika Schreiber 22 Jahre alt. Sie arbeitet hauptberuflich und in Vollzeit als Notfallsanitäterin. Nebenbei studiert sie Medizin- und Notfallpädagogik, gibt ehrenamtlich Erste-Hilfe-Kurse und unterrichtet gelegentlich an einer Berufsschule angehende Rettungssanitäter sowie Notfallsanitäter. Als wäre das nicht schon mehr als genug, ist Anika auch noch ehrenamtlich bei der Johanniter-Jugend tätig. Dort leitet sie als Regionaljugendleiterin die gesamte Jugend, führt Veranstaltungen durch und unterrichtet regelmäßig Kinder und Jugendliche in Erster Hilfe.

 
Zwischen all diesen Aktivitäten leidet Anika Schreiber jedoch auch an chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, dem Raynaud-Syndrom, Neurodermitis und Migräne. Was das Thema MS betrifft, begann sie, laut eigener Aussage, die Krankheit sehr schnell zu akzeptieren. Sie entschied sich bewusst, nicht dagegen ankämpfen zu wollen, sondern zu zeigen, was trotz allem noch möglich ist. Sie wollte durch ihr Verhalten und ihre Einstellung auch anderen Menschen mit MS wieder mehr Mut und Hoffnung geben. Ich persönlich finde diese Einstellung übrigens super.

Was das Thema MS-Medikamente betrifft, startete Anika damals mit Copaxone®. Leider entwickelte sie laut eigener Aussage extremste Nebenwirkungen unter Copaxone® – unter anderem Krampfanfälle – und ihre Leberwerte verschlechterten sich zudem. Aus diesem Grund war sie sogar ein Jahr lang ohne Therapie, weil sie wegen ihrer schlechten Leberwerte nichts mehr nehmen durfte. Dann folgte Avonex®, was leider auch Nebenwirkungen bei Anika verursachte und nicht wirklich half. Im Januar 2023 wurde sie auf die Eskalationstherapie mit Ocrevus® umgestellt, die übrigens halbjährlich als Infusion verabreicht wird.

Wichtige Botschaften von Anika Schreiber

Männlicher Lehrer unterrichtet Erste-Hilfe-CPR-Technik

In einem Instagram-Beitrag schrieb Anika Folgendes: „Wenn ihr einen Traum habt, lasst euch von nichts und niemandem davon abbringen oder unterkriegen. Verfolgt euren Traum und kämpft dafür. Ich selbst erhielt mitten in der Ausbildung die Diagnose MS und war mehrmals kurz davor aufzugeben, aber ich habe meinen Traum nie aus den Augen verloren und weiter dafür gekämpft. Darüber bin ich heute sehr froh.“ In einem weiteren Beitrag schrieb sie zudem: „Wenn ich eins gelernt habe, dann dass es sich immer zu kämpfen lohnt.“ Ähnliche Aussagen bin ich übrigens aus der MS-Community gewohnt und feiere sie.

Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir ihre Bereitschaft, über Erste-Hilfe-Themen zu sprechen und aufzuklären. In diversen Beiträgen und Stories konnte man ihr dazu Fragen stellen. Ich selbst war in jungen Jahren (weit vor meiner MS-Erkrankung) im örtlichen Jugendrotkreuz (JRK), wo unter anderem Wettkämpfe und Erste-Hilfe-Kurse stattfanden. Zum Schluss möchte ich Anika Schreiber noch zum Thema Social Media zitieren: „Lasst euch von Social Media nicht täuschen. Wir sind alle nur Menschen, und im Internet wirken viele immer perfekt und glücklich. Doch was sich tatsächlich hinter den Kulissen abspielt, sehen die wenigsten.“