Ein trauriger Blick auf ein menschliches Gehirnmodell mit einem Puzzlestück, das herausfällt - eine metaphorische Darstellung der Multiplen Sklerose und kognitiver Störungen.

Kognitive Störungen

Kognitive Störungen sind keine Seltenheit bei Menschen mit MS. Laut www.msges.at betrifft es bis zu zwei Drittel aller Betroffenen während ihrer MS-Erkrankung. Das Gehirn übernimmt die Steuerung der Motorik sowie des vegetativen Nervensystems und ist maßgeblich an geistigen und emotionalen Prozessen beteiligt. Kognitiv spielen die fünf Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen) eine bedeutende Rolle. Zusätzlich beeinflusst es den Schlaf-Wach-Rhythmus und verantwortet höhere Hirnleistungen, die in fünf Domänen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache, Exekutivfunktionen und Wahrnehmung) unterteilt werden. Mehr zum Thema kannst du übrigens der vorherigen Verlinkung zur ‚Multiple Sklerose Gesellschaft Wien‘ entnehmen.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Frau leidet unter starken Kopfschmerzen als Symptom der Multiplen Sklerose und sitzt bei einem Arzt im Sprechzimmer.

Mögliche MS-Symptome

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem junge Erwachsene betrifft. Bei MS greift das ...
Ein Arzt überprüft die Ergebnisse von Hirntests mit einer Computerschnittstelle in einem hochmodernen medizinischen Umfeld.

MS-Diagnose erhalten?

Du hast eine MS-Diagnose erhalten und fühlst dich überfordert? Lass mich dir zunächst sagen: Du bist nicht alleine. Es gab ...
Unterstützung bei Multipler Sklerose. Psychotherapiesitzung, um mit der Diagnose von Multipler Sklerose besser umzugehen zu können.

Unterstützung bei MS

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wo Personen mit einer frischen MS-Diagnose Unterstützung bekommen können. Hier sind einige Optionen:Hausarzt oder Facharzt: Der ...

Kognition und MS

Kognitive Störungen äußern sich laut Informationen der DMSG (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) individuell. Die Ausprägungen variieren von Person zu Person und es besteht kein direkter Zusammenhang mit der Krankheitsdauer oder dem EDSS-Grad der Behinderung. Diese Information habe ich übrigens auf der Website der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien gefunden. Zu den gängigsten kognitiven Störungen bei Menschen mit MS zählen:


 

  1. Störungen der Aufmerksamkeit: Bei Menschen mit MS können Störungen der Aufmerksamkeit auftreten. Diese beeinflussen die Fähigkeit, sich auf bestimmte Aufgaben zu konzentrieren, und können sich in vermindertem Fokus, Ablenkbarkeit oder Schwierigkeiten beim Wechseln zwischen verschiedenen Aufgaben äußern. Die Bandbreite der Aufmerksamkeitsstörungen bei MS kann von leicht bis schwer variieren und hat Auswirkungen auf den alltäglichen Lebensablauf der Betroffenen. Der Umgang mit diesen Herausforderungen erfordert oft individuelle Anpassungen und Unterstützung.
  2. Verminderte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit: Eine mögliche auftretende kognitive Beeinträchtigung stellt auch die verminderte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit dar. Dies bedeutet, dass Menschen mit MS möglicherweise länger benötigen, um Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und zu reagieren. Diese verlangsamte Verarbeitungsgeschwindigkeit kann sich auf verschiedene Aspekte des täglichen Lebens auswirken, von der Kommunikation bis zu alltäglichen Aufgaben. Die Bewältigung erfordert oft Anpassungen und Verständnis im persönlichen und beruflichen Umfeld.
  3. Störungen des Gedächtnisses Bei Multipler Sklerose können Störungen des Gedächtnisses auftreten. Diese Beeinträchtigungen können sich in Vergesslichkeit, Schwierigkeiten beim Abrufen von Informationen oder Problemen mit der Konzentration manifestieren. Die Bandbreite der Gedächtnisstörungen kann von leichten Unannehmlichkeiten bis zu ernsthafteren Einschränkungen reichen. Betroffene können Strategien erlernen, um mit diesen Herausforderungen umzugehen, und Unterstützung im täglichen Leben finden, um die Auswirkungen auf die Lebensqualität zu minimieren.
  4. Räumliche Wahrnehmungsstörungen: Menschen, die an MS erkrankt sind, können mit räumlichen Wahrnehmungsstörungen konfrontiert werden, welche die korrekte Interpretation von räumlichen Beziehungen zwischen Objekten oder die Orientierung im Raum beeinträchtigen. Diese Störungen können sich in Herausforderungen beim Greifen nach Gegenständen, unsicherem Gehen oder Schwierigkeiten bei der Raumplanung äußern. Zusätzlich dazu können visuelle Wahrnehmungsstörungen auftreten, welche die visuelle Informationsverarbeitung beeinflussen und zu Doppelsehen, verändertem Farbempfinden oder Schwierigkeiten beim Erkennen von Kontrasten führen können. Das Verständnis und die gezielte Bewältigung dieser Wahrnehmungsstörungen spielen eine wichtige Rolle in der Anpassung an den Alltag von Menschen, die mit MS leben.
  5. Schwierigkeiten beim Planen und Handeln: Betroffene können Schwierigkeiten beim Planen und gezielten Handeln bekommen. Diese Beeinträchtigungen können sich in Herausforderungen bei der Organisation von Aufgaben, dem Festlegen von Prioritäten und dem Ausführen von Handlungen manifestieren. Betroffene können Schwierigkeiten beim koordinierten und zielgerichteten Handeln erfahren, was sich auf verschiedene Aspekte ihres täglichen Lebens auswirken kann. Das Verständnis und die Anpassung an diese Herausforderungen sind wichtig, um den Alltag für Menschen mit MS zu erleichtern.

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Behandlungsansätze, Therapien & Tipps bei kognitiven Störungen

Wie ich den beiden Quellen msundich.de sowie amsel.de entnommen habe, gibt es je nach vorhandener kognitiver Störung unterschiedliche Trainingsmethoden. Damit eine Therapie Erfolg verspricht, ist es allerdings entscheidend, die gestörte Komponente genau zu verstehen und sie beispielsweise klar von Depression und Fatigue abzugrenzen. Aus diesem Grund ist eine neuropsychologische Diagnose für Betroffene unerlässlich.

Es können unter anderem spezielle Computerprogramme genutzt werden, um den kognitiven Beeinträchtigungen entgegenzuwirken. Des Weiteren wurde mir von Birgit aus der MS-Community gesagt, dass man sich wohl auch die Neuronation-App digital verschreiben lassen kann. Ihr selbst wurde es laut eigener Aussage damals übrigens während einer Reha empfohlen. Die besagte App wurde von Ärzten entwickelt für Menschen mit kognitiven Schwierigkeiten. Dort kann man spielen und trainieren. Die App fordert laut Birgit heraus und macht Spaß. Einfach den Neurologen darauf ansprechen.

 
Um den Herausforderungen kognitiver Störungen entgegenzuwirken, sind einige praktische Tipps hilfreich, die ich besagter Quellen entnommen habe:

  1. Zeitmanagement: Es wird empfohlen, regelmäßige Pausen einzuplanen und sich ausreichend Zeit für die Erledigung von Aufgaben zu nehmen.
  2. Anpassung der Umwelt: In Fällen, in denen gestörte Funktionen nicht wiederhergestellt werden können, kann eine Verbesserung der Lebensqualität durch die Anpassung der Umgebung mithilfe von Hilfsmitteln erreicht werden. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, den Alltag besser an die individuellen Bedürfnisse anzupassen und trotz beeinträchtigter Funktionen ein möglichst selbstständiges und komfortables Leben zu ermöglichen.
  3. Integrative Therapie: Die integrative Therapie verfolgt das Ziel, das höchstmögliche Maß an Lebensqualität zu erreichen, indem sie unterschiedliche Therapieansätze mit Coaching und unterstützenden Entspannungstherapien kombiniert. Diese umfassende Herangehensweise berücksichtigt individuelle Bedürfnisse und fördert nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit, um das Wohlbefinden ganzheitlich zu verbessern.
  4. Vermeidung von Störquellen: Die Vermeidung von Störquellen und Ablenkungen erleichtert eine konzentrierte Ausführung von Aufgaben.
  5. Optimierung des Arbeitsplatzes: Günstige Bedingungen lassen sich schaffen, indem der Arbeitsplatz optimal auf die eigenen Bedürfnisse ausgerichtet wird.
  6. Nutzung von Erinnerungshilfen: Für die Förderung der Erinnerung können diverse Hilfsmittel eingesetzt werden. Hierzu gehören Notizbücher und Kalender, in denen wichtige Informationen festgehalten werden können. Zusätzlich können technische Unterstützungsmittel wie Wecker oder Armbanduhren genutzt werden, um an Termine oder Aufgaben zu erinnern. Diese Hilfsmittel verbessern die tägliche Organisation und ermöglichen eine effizientere Zeitplanung.

Nach dem aktuellen Forschungsstand zeigt sich, dass medikamentöse Therapien bei der Behandlung kognitiver Störungen offenbar wenig effektiv sind. Diese Information wurde zumindest der AMSEL entnommen. Trotz umfassender Forschungsbemühungen im Bereich pharmazeutischer Ansätze konnten bisher keine überzeugenden Ergebnisse zur Verbesserung kognitiver Funktionen erzielt werden. In Anbetracht dieser Erkenntnisse konzentrieren sich aktuelle Behandlungsansätze verstärkt auf nicht-pharmakologische Methoden, wie beispielsweise kognitive Rehabilitation und andere interventionelle Strategien.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Ein farbiges Porträt einer jungen Frau inmitten einer schwarz-weißen Menschenmenge. Die Frau mit blonden Haaren und einer blauen Jeansjacke wirkt überfordert und ängstlich, möglicherweise aufgrund einer Angststörung in Verbindung mit oder zusätzlich zur Multiplen Sklerose.

Angststörungen und MS

Gemäß www.curado.de sind psychische Beeinträchtigungen bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS) alles andere als ungewöhnlich. In der Tat erkranken Betroffene ...
Eine Frau mit Sehstörungen hat einen Augenarzt aufgesucht. Die Ursache für ihre Sehprobleme könnte auf Multiple Sklerose zurückzuführen sein.

Sehstörungen bei MS

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Ein Liebespaar sitzt auf dem Bett. Der Mann versucht den BH der Frau von hinten zu öffnen.

Sexuelle Störungen bei MS

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Deine Erfahrungen mit uns teilen

Du hast auch eine MS-Diagnose erhalten und möchtest etwas zu diesem Thema beitragen? Wie genau äußern sich kognitive Störungen in deinem Fall? Kannst du Beispiele aus deinem Alltag nennen? Nutzt du irgendwelche Therapien und/oder Hilfsmittel, um den kognitiven Störungen entgegenzuwirken?

Erfahrungsberichte von Betroffenen lesen

Hier findest du Erfahrungswerte von Menschen mit MS, die über das Thema „Kognitive Störungen“ berichten:

  • Ich habe extreme kognitive Störungen, Wortfindungsstörungen inbegriffen. Zu den körperlichen Problemen habe ich auch noch eine kognitive Fatigue. Bei der kognitiven Fatigue habe ich zeitweise Probleme mit der geistigen Leistungsfähigkeit, wie z.B. zunehmende Vergesslichkeit, herabgesetzte Aufmerksamkeit, Konzentrationsprobleme, Sprachstörungen und teilweise auch Orientierungsprobleme. Ich kann auch teilweise kaum noch richtig Sätze bilden, oder die Wörter kommen einfach nicht raus oder total verdreht. Mein Mann sagt gerne dazu: Klatschkaffee mit Dimitri (Bullyparade). Ich sage dann auch immer das Gegenteil von dem, was ich eigentlich sagen will, und merke es nicht. Ist aber meistens lustig! Wichtig ist es, gerade da, über sich selbst lachen zu können. (Christina)
  • Ich hatte schon vor meiner MS-Diagnose kognitive Probleme. Durch gezieltes Training ist es besser geworden. Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, mir Sachen zu merken… zum Beispiel, wenn ich ein Buch gelesen habe, wusste ich auf der dritten Seite nicht mehr, was auf der ersten Seite stand. Ich hatte Probleme, mir Namen zu merken, besonders von Menschen, die ich kenne, aber nicht oft sehe. Ich konnte nicht mehr 2+7 rechnen ohne Taschenrechner. Dann habe ich einen Bericht aus Amerika gelesen, dass Forscher herausgefunden haben, dass Synapsen sich neu bilden können, wenn man das Gehirn trainiert. Also habe ich angefangen, mit einem Kinder-Rechenspiel Mathe zu lernen. Dann habe ich ein Buch gelesen und habe nach drei Seiten eine Inhaltsangabe geschrieben. Ich habe angefangen zu stricken, denn es ist für den Kopf geradezu ein gutes Training. Es fördert die Konzentration, übt die Fingerfertigkeit und anschließend hast du ein neues Kleidungsstück, über das du dich freuen kannst. Dann gibt es bei mir Tage, da mache ich alles am Tag nur mit dem linken Arm, das fördert das Gehirn. So werden alle Bereiche im Kopf beansprucht. Memory spielen auch gut. Sachen aufschreiben, versuchen zu merken, und wenn es nicht geht, nachlesen. Im Alltag habe ich so Kniffe entwickelt, dass es keiner merkt, aber tägliches Üben ist wichtig. Ganz wichtig ist es aber, immer wieder mal etwas Neues zu erlernen, das löst alte Gedankenmuster auf.Aber auch heute habe ich manchmal Probleme, dass mir Wörter nicht einfallen, dass ich beim Reden den Faden verliere. Dann sage ich das, gönne meinem Kopf ein paar Sekunden Ruhe, und dann geht es wieder. Oder aber ich beschreibe einen Gegenstand, bis mein Mann sagt, das ist das und das. Wichtig ist es, es anzunehmen, so wie es ist. Mit ein wenig eigenem Humor klappt es noch besser. Vorgestern habe ich erst mein Handy gesucht, es lag im Kleiderschrank. Keine Ahnung, wie und wann ich das dort abgelegt habe. Zu meinem Sohn habe ich gesagt: Wir haben Wichtel im Haus, da lag doch tatsächlich mein Handy im Kleiderschrank. Wir haben gelacht, und ich habe nicht mehr darüber nachgedacht. (Christine)
  • Ich merke im Alltag, dass ich Wortfindungsstörungen habe und mir vieles nicht mehr merken kann. Die Familie ist oft sauer, weil sie mir Dinge erzählen, und ich sie schlicht und einfach kurze Zeit später nicht mehr weiß! Auf der Arbeit fällt es auch immer wieder auf, dass ich mir Dinge einfach nicht merken kann. Bis dato habe ich weder Hilfsmittel noch Tipps. Ich verspreche mir daher viel von der Reha. (Dunja)
  • Alles, was ich schreibe, muss ich dreimal lesen, da ich in einem Satz mindestens ein Wort vergesse zu schreiben. Namen von Personen, die ich schon Jahre kenne, weiß ich nicht mehr und kann mir diese auch nicht merken. Allgemein vergesse ich viele Dinge im Alltag. Ach, und was regelmäßig vorkommt, wo steht mein Auto? Wo habe ich nochmal geparkt? Aber ich denke, letzteres passiert auch vielen nicht MS Betroffenen. (Julia)
  • In den Bereichen Konzentration und Gedächtnis habe ich seit einiger Zeit Probleme. Ich bemerke das sehr bewusst, weil ich vor der Diagnose, also vor 4 Jahren, multitaskingfähig war und alles in meinem Kopf geblieben ist, ohne dass ich jeden Krümel aufschreiben musste. Mittlerweile mache ich auch mehrere Dinge auf einmal, aber nicht weil ich es so möchte, sondern weil ich dann vergessen habe, was ich gerade mache. Ich kann mich schwerer konzentrieren auf etwas, weil vieles auch anstrengender für den Kopf geworden ist und irgendwann folge ich dann nicht mehr. Ein Meister bin ich im Zurückspulen von Filmen oder Sendungen; ich schweife mit meinem Kopf stets ab (fehlende Konzentration) oder habe vergangene Szenen vergessen. Während Gesprächen mit anderen schweife ich gern vom Thema ab und weiß dann oft nicht mehr, worauf ich hinaus wollte. So könnte ich einige Anekdoten erzählen. Mein für mich schlimmstes Erlebnis war, dass ich bei einer stark befahrenen Straße bei Rot über die Fußgängerampel gehen wollte, weil ich vergessen habe, dass ich auf die Ampel achten muss. Zum Glück war mein Mann da und konnte Schlimmeres verhindern. Wortfindungsstörung ist auch ein leidiges Thema. Ich habe schon viele neue Wörter erfunden. Im Alltag schreibe ich mir vieles auf, damit ich es nicht vergesse, und ich setze mir Termine im Kalender ins Handy. Ich sage meinem Mann Bescheid, mich zu erinnern. Um die Konzentration zu üben, spiele ich Spiele auf dem Handy, die Konzentration erfordern (bei mir ist das Call of Duty Mobile). Wenn ich einen Film oder eine Sendung schaue, brauche ich absolute Ruhe, also versuche ich andere Dinge, die mich ablenken könnten, fernzuhalten. (Juliana)
  • Meine kognitiven Störungen sind vielfältig. An schlechten Tagen fällt es mir sehr schwer, mich zu konzentrieren. Wenn ich es dann schaffe, bin ich so erschöpft, dass ich mich ausruhen muss und erstmal eine Pause brauche, weil ich nichts mehr kann. Auch die Merkfähigkeit ist stark eingeschränkt; das Kurzzeitgedächtnis ist stärker betroffen als das Langzeitgedächtnis. Leider habe ich auch Erinnerungslücken, teilweise sind komplette Jahre weg. Wenn mehrere Personen am Tisch sprechen, fällt es mir sehr schwer, mich zu fokussieren. Oft kann ich dann nicht mehr folgen oder ein Gespräch führen. Therapie ist immer schwierig, aber ich bekomme Hirnleistungstraining. Das hilft, und man merkt Verbesserungen bei einigen Dingen. Training ist ebenso wichtig wie für den Körper. Trotz allem bin ich nach dem Hirnleistungstraining immer stark erschöpft, weil es für den Kopf einfach so anstrengend ist. (Kiki)
  • Bei mir fällt die MS eigentlich echt seicht aus, wenige Herde im Kopf, ein einziger bisher mit Auswirkungen auf den linken Arm in der Halswirbelsäule. Ich hatte leider schon einige Herde in den Sehnerven, die auch wieder aufflammten, weshalb ich schon bestimmt 20× Cortison bekam in den letzten Jahren seit der Diagnose 2011. Eventuell leidet der Kopf dadurch, aber die Neurologen verstehen die heftigen Auswirkungen auf meine Kopfleistung nicht so wirklich… Ich habe im Laufe der Jahre immer mehr abgebaut, die Multitaskingfähigkeit war zuerst weg – zu anstrengend. Dann kam die Lärm-/Geräuschempfindlichkeit dazu, mittlerweile kriege ich nach 30 Minuten Kopfschmerzen, wenn meine Kollegin am Nachbartisch telefoniert (also nicht mehr nur Lärm, auch die Geräuschbeanspruchung reicht). Bewege ich mich draußen in Läden und unter Menschen, bin ich nach 2-3 Stunden müde allein durch die Anforderungen von – agieren, reagieren, gucken, wohin ich laufe, mit Leuten reden, überlegen, was ich brauche beim Einkaufen etc. Furchtbar anstrengend, diese Bewegung im öffentlichen Raum gekoppelt mit Menschen, mit denen man interagiert. Arbeiten kann ich immerhin 2x pro Woche 4 Stunden im Büro, mit 5 Stunden kam ich schon sehr an meine Grenzen. Ich bekomme stechende Kopfschmerzen, wenn ich die Grenzen überschreite, bis hin zu Übelkeit. Auch reagiert mein Körper dann mit extremer Müdigkeit, ich fühle mich, als hätte ich Blei in den Knochen, und es geht eigentlich nur noch hinlegen und schlafen; einen Arm heben und die Hand bewegen sind zu viel verlangt… Bei der Arbeit mache ich relativ anspruchslose Dinge, die mich teilweise intellektuell heillos unterfordern, die aber die Tätigkeit für die 4 Stunden sichern, da anderes leider für den Kopf zu viel wäre. Ich muss nur ein bisschen Zeitdruck haben oder jemanden bei mir im Raum, der sich mit anderen unterhält, und ich bin sehr am Kämpfen, die 4 Stunden zu schaffen. In der Reha habe ich in der Arbeitstherapie etwa 45 Minuten Belastungstag geschafft (Rechenaufgaben schnellstmöglich lösen), danach hatte ich diese widerlichen Kopfschmerzen, war schmerzhaft im Rücken verspannt und konnte nicht mal mehr an der frischen Luft spazieren gehen, um wieder runter zu kommen. Nur noch Bett-schlafen. Seit ich von Citalopram (das eigentlich aufputschen soll, mich aber nur noch müder machte und vor allem 20kg schwerer innerhalb von 2 Jahren) auf Amantadin (eigentlich Parkinson-Medi) umgestiegen bin, fühle ich mich wenigstens fitter und wacher tagsüber und muss nicht mehr gegen bleierne Müdigkeitsanfälle ankämpfen. Na und ich habe festgestellt – zieht man sich aus dem Alltag vollkommen zurück, ist man zwar kurzfristig stressfreier und dadurch entlastet, wird aber schnell noch weniger belastbar, und die Kognition baut extrem ab. Rückzug ist also keine Option, man muss sich Orte und Möglichkeiten suchen, wo man trotz der Einschränkungen weitermachen kann! Die sich mit Geduld und ’niemals aufgeben‘ auch finden; wer Kampfgeist an den Tag legt, wird über kurz oder – leider manchmal auch – lang belohnt. (Maja)
  • Ich habe Probleme mit meinem Gedächtnis, der Merkfähigkeit und manchmal fällt es mir schwer einem Gespräch zu folgen. Nach dem Aufstehen habe ich etwa 70% Energie, die für den Tag reichen muss. Ab mittags wird es kontinuierlich weniger und die Konzentration lässt spürbar nach. Mir fällt es schwer, Gesprächen zu folgen. Häufig fallen mir einfache Worte (z.B. Waschmaschine o.ä.) nicht ein. Manchmal vergesse ich auch, dass ich bereits nach etwas gefragt habe, und frage mehrfach, weil ich es mir nicht merke. Autofahren geht ab nachmittags gar nicht mehr, weil die Konzentration nachlässt und der Straßenverkehr viel Aufmerksamkeit erfordert. Zum Training mache ich gerne Quizfragen oder ein anderes Konzentrationsspiel. Ich arbeite noch 10,5 Stunden in der Woche, und so bleibt mein Kopf auch fitter. Medikamente nehme ich keine. Bücher lesen klappt mal mehr, mal weniger gut. (Manuela)
  • Mir ist aufgefallen, dass ich mich nicht mehr so gut konzentrieren bzw. sprichwörtlich am Ball bleiben kann. Beispielsweise beim TV-Gucken verliere ich recht schnell die Lust (egal wie gut oder schlecht das Programm ist) und schweife ab. Habe dann beispielsweise das Handy in der Hand. Filme muss ich seit einigen Jahren teilweise in 2 bis 3 Etappen schauen, weil ich ansonsten nicht mehr aufmerksam genug bin und einiges nicht mitbekomme. Auch ist mir aufgefallen, dass ich mich teilweise auf Dinge konzentrieren muss, da mir sonst Fehler unterlaufen. Beispielsweise Brötchen aufbacken ohne Brötchen, noch nicht gebrühten Kaffee wegschütten usw. Wortfindungsschwierigkeiten habe ich auch, mal mehr mal weniger. Aber es hält sich ‚glaube ich‘ noch ganz gut in Grenzen. (Marco)
  • Ich kann keinen Unterhaltungen mehr folgen, wenn es zu viele Menschen sind oder auch wenn der Raum einfach nur sehr stark hallt. Da kommt nur noch Brei im Kopf an. Schlecht für so ziemlich jede betriebliche Veranstaltung oder Mittagessen mit Kollegen und auch viele frühere Hobbies wie Konzerte. Außerdem habe ich ein Problem mit dem Langzeitgedächtnis, vor allem wenn es um Planung und die Umsetzung von Dingen mit mehreren Schritten geht. Bildlich gesprochen stehe ich mental quasi oft vor einem offenen Kühlschrank und weiß nicht mehr, was ich hier wollte. Helfen tut da nur ein Stift und Notizblock (bzw. Notizen-App im Handy), um sich sowas schnell zu notieren. Deswegen dauert das Lernen neuer Dinge jetzt auch viel länger als früher. (Markus)
  • Ich vergesse alles und kann mich schwer auf Sachen konzentrieren. Mein Gedächtnis ist wie schweizer Käse. Ich schreibe alles auf, und mein Leben wird durch Zettel und Notizen bestimmt – ohne würde ich nicht mal durch den Tag kommen. Diese Notizen kann meist nur ich lesen, und manchmal nicht mal ich, da sich das alles auch aufs Schreiben auswirkt. Oft finde ich auch die Wörter nicht. Richtig planen kann ich schon mal gar nicht mehr, bzw. nur wichtige Termine, und die muss ich in meinem Planer jeden Tag neu mitnehmen bis zum Termin. Das beeinträchtigt meinen Alltag sehr stark. So beginnt mein Tag schon mit dem Öffnen des Terminplaners und dem Mitnehmen der Notizen vom Vortag. Orientierung? Hmm, was ist das, um es mit Humor zu beschreiben? Selbst hier beim Aufschreiben musste ich immer wieder schauen, was ich dir schon geschrieben habe. (Monika)
  • Ab und an habe ich Wortfindungsstörungen. Aber nur phasenweise, wie bei fast allen anderen Beschwerden auch. Aber seit einiger Zeit ist der „Brain Fog“ dazu gekommen, gerade wenn ich gestresst bin. Die Konzentration leidet, mir wird ganz wuschig im Kopf und es kann auch leichter Schwindel dazukommen. Meine Merkfähigkeit war noch nie die allerbeste, hat aber auch parallel dazu abgenommen, fürchte ich. (Monika)
  • Ganz schlimm ist so Stimmenwirrwarr oder Kindergeschrei. Ich merke richtig, wie ich den Faden verliere und dann bin ich total raus. Auch die Wortfindung bereitet mir Schwierigkeiten. Mein Umfeld reagiert oft damit, dass sie dann für mich ergänzen. Das kann auch lustig sein. Meine Freundin hat richtig den Dreh mit mir raus, da reicht schon ein Blick. Mittlerweile hat auch mein Mann ein Gespür dafür, aber Frauen sind da irgendwie blickiger. (Nadine)
  • Kann mich schwer konzentrieren, wenn die Umgebung laut ist. Im Alltag habe ich Schwierigkeiten mit der Konzentration, zum Beispiel beim Einkaufen, wenn im Kaufhaus Musik läuft oder laute Werbungsdurchsagen ertönen – das bringt mich total aus dem Konzept. Auch beim Lesen eines Buches muss es um mich herum ruhig sein, also niemand sollte sich unterhalten oder das Radio sollte aus sein, sonst kann ich das Gelesene nicht behalten. Aber auch wenn die Fatigue gerade sehr präsent ist, kann es sein, dass ich gerade vergesse, was ich tun oder aufschreiben wollte. Ich habe auch Schwierigkeiten, mir Namen zu merken. Ich habe zwar die App MS Kognition, aber ob es dadurch besser wird, könnte ich leider nicht sagen. Soweit ich informiert bin, gibt es keine Medikamente dafür, außer bei Alzheimer – da gibt es etwas, und wenn doch, dann haben sie wieder extreme NW. Entspannungsübungen sollen angeblich helfen. (Nicole)
  • Seitdem ich mit MS zu kämpfen habe, sind kognitive Störungen zu einem täglichen Begleiter geworden, insbesondere während und nach intensiveren Krankheitsschüben. Diese Einschränkungen haben mein Leben auf unerwartete Weise beeinflusst und mir die Herausforderungen einer unsichtbaren Krankheit verdeutlicht. Es kam vor, dass ich während der Arbeit auf die Toilette ging und dann den Weg zurück zu meinem Büro nicht mehr eigenständig fand. Beim Einkaufen konnte ich mich plötzlich nicht mehr zu den Kassen orientieren. Selbst auf altbekannten Routen hatte ich Schwierigkeiten, nach Hause zu finden. Nach Absprachen mit meiner Frau über anstehende Aufgaben konnte ich mich kurz darauf nicht mehr daran erinnern, wohin wir fahren sollten. Beim Kochen beschränkte sich meine Aufmerksamkeit auf das Schälen und Kochen von Kartoffeln, während Fleisch und Gemüse vergessen wurden. Auf der Arbeit konnte ich plötzlich grundlegende Informationen zur Bedienung von Maschinen nicht mehr abrufen, obwohl mir diese seit Jahren vertraut waren. Während Besprechungen bei der Arbeit bin ich einfach eingeschlafen. Nach neurologischen Tests war meine Aufmerksamkeit und Konzentration stark beeinträchtigt, erforderte Stunden Schlaf zur Erholung. Selbst heute gibt es noch Tage, an denen ich nach Physio- und Ergotherapiesitzungen erheblichen Schlafbedarf habe. Die bitterste Erfahrung in Verbindung mit diesen Störungen war die Ablehnung der Nutzung eines elektrisch unterstützten Rollstuhls durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK). Obwohl meine medizinische Dokumentation die erhebliche Verbesserung durch Medikamente und Therapie belegt, wurde mir die eigenständige Nutzung solcher Geräte in der Öffentlichkeit untersagt. Diese Entscheidung bleibt unverständlich für meine Ärzte, Therapeuten und Berater im Sanitätshaus. Mein Weg mit MS und den kognitiven Herausforderungen ist geprägt von Anpassung, Durchhaltevermögen und dem unerschütterlichen Willen, meine Lebensqualität trotz dieser Hindernisse zu verbessern. Die kognitive Belastung, diesen Text zu verfassen, hatte heute Morgen übrigens dazu geführt, dass meine Beine sich im Bad dann doch mal eine Auszeit gegönnt haben. Ich konnte den Sturz jedoch gut abfangen, sodass mir nichts weiter passiert ist. Nach kurzer Zeit kehrte die Funktion zurück. (Pasquale)
  • Kognitiv bin ich in 32 Jahren MS Gott sei Dank wenig betroffen, außer schlechtes Namensgedächtnis und im Rahmen der „MS-Depression“ eine nennenswerte Unfähigkeit der „Postöffnungsverpflichtungen“. Aber dafür habe ich mir bei Gericht einen Betreuer beantragt und genehmigt bekommen, der meine Finanzen und alle Papiere geordnet hat und bei Bedarf weiter unterstützt. (Stefan)
  • Hatte früher ein unfassbares Namensgedächtnis; wenn ich einen Namen gehört oder gelesen habe, habe ich ihn nie (!) wieder vergessen. Das lässt allmählich nach … und ich habe Wortfindungsstörungen. Man sagt, ich sei sehr eloquent, aber mittlerweile fallen mir häufig richtige Wörter und Wendungen nicht mehr ein, oder ich benutze sie falsch … und kann kaum noch Texte ohne mindestens 12 Tippfehler schreiben, trotz Zweifingersystems. Dieses Gesamtpaket geht mir um einiges mehr auf die Brezel als meine körperlichen Beschwerden. Mich beunruhigt das sehr. Was ich dagegen tue? Lesen. Ich habe mal drei Semester Literaturwissenschaft studiert, deswegen tendiere ich eher zu schwierigen Sachen, aber letzten Endes ist es egal, was. Hauptsache, man liest … es gibt kaum was Besseres, um Konzentrationsfähigkeit, Wortschatz und Satzbau zu trainieren. (Stefan)
  • Konzentration, Orientierung, Planung – alles schwer. Konzentriert einen Film zu schauen oder konzentriert ein Buch zu lesen, ist so gut wie unmöglich. Da tauchen dann plötzlich Personen auf, die vorher schon eine Rolle gespielt haben müssen, für mich aber völlig unbekannt sind. Planungen überfordern mich. Brainfog. Orientierung: alleine kann ich nur noch irgendwo hin, wo ich mich auskenne. Auto fahre ich selbst nicht mehr. Zu viele Informationen auf einmal. Öffis überfordern mich, insofern dass ich auf zu vieles achten muss: Fahrplan, wo einsteigen, wie einsteigen, wo muss ich raus und wie. Angst davor, dass es nicht barrierefrei ist. Keine Therapien oder Medikamente. Ich löse jeden Tag das Sudoku in der Zeitung, lese Bücher, schreibe und lese viel auf Englisch auf Instagram. Mit all dem versuche ich, meine kleinen grauen Zellen zu stimulieren. (Tess)
  • Wortfindungsstörungen habe ich immer mal wieder. Ich denke vor allem, wenn ich gestresst bin und der Tag voll war. Dann möchte ich einfach etwas erzählen und mir fallen die einfachsten Worte nicht mehr ein. Oder ich möchte jemandem ein Erlebnis wiedergeben und verliere total den Faden. Oft kann ich auch dem roten Faden nicht folgen. Ich erzähle also möglicherweise den mittleren Teil der Geschichte vor dem ersten Teil. So etwas passiert generell im Alltag. Bei der Arbeit habe ich oft das Problem, dass mein Kopf gerade in längeren Gesprächen total abschaltet. Wenn ich beispielsweise eine Aufgabe oder ein Telefonat habe, von dem ich das Gesagte an jemanden weitertragen will, dann schreibe ich es mir vorher auf und gehe mit dem Zettel los. Wenn ich das nicht mache, verliere ich manchmal die Konzentration und stammele dann vor mich hin. Das wäre auch gleich mein Tipp: Ich schreibe mir viel auf und führe auch einen Kalender. Im Alltag nervt es mich total, weil ich mich selbst damit nerve. Und ich merke auch, dass es anderen auffällt und sie unter Umständen denken, ich sei irgendwie „plem plem“. Das schränkt mich manchmal so ein, dass ich dann lieber gar nichts sage, weil es mir unangenehm ist. Therapien oder Medikamente bekomme ich dagegen nicht. Ich habe eher das Gefühl, dass meine aktuelle Medikation das noch verstärkt. (Xenia)