Neuroplastizität und MS
Auf den Begriff „Neuroplastizität“ bin ich erstmals vor einigen Monaten durch Beiträge und/oder Storys von Victoria bei Instagram aufmerksam geworden. Ich wusste zwar bzw. hatte schon gehört, dass das zentrale Nervensystem (ZNS) neue Verknüpfungen/Strukturen (wie auch immer) erschaffen kann, kannte den Begriff „Neuroplastizität“ aber noch nicht. Eigene Umfragen unter Menschen mit MS bei Instagram und Facebook zeigten, dass viele Betroffene mit Neuroplastizität nichts anfangen können. Bei Instagram waren es übrigens 65 Prozent und bei Facebook sogar 85 Prozent, die damit nichts anfangen konnten.
MS-Themen aus dem Inhalt:
Was versteht man eigentlicht unter Neuroplastizität?
Neuroplastizität, auch neuronale Plastizität genannt, bezeichnet die Fähigkeit des Gehirns und des zentralen Nervensystems, sich strukturell und funktionell an Erfahrungen, Lernen und Veränderungen in der Umwelt anzupassen. Diese Anpassungsfähigkeit ermöglicht es den Neuronen (Nervenzellen), neue Verbindungen zu bilden, bestehende Verbindungen zu stärken oder zu schwächen und sogar beschädigte Bereiche durch umliegende Neuronen zu kompensieren.
Ein Beitrag auf der Seite Spektrum.de befasst sich beispielsweise mit dem Thema „Wie das Gehirn sich selbst heilt„. Dort steht geschrieben, dass abgestorbene Neuronen in der Regel zwar nicht wieder nachwachsen, viele Schäden aber vom Nervengewebe eigenständig repariert werden können. Des Weiteren steht dort geschrieben, dass über Jahrhunderte hinweg die gängige Lehrmeinung lautete, dass eine Schädigung des ZNS irreversible Folgen hätte. Vor einigen Jahren begann sich dieses Bild jedoch allmählich zu wandeln. Für weitere Informationen kann ich dir die vorherige Verlinkung empfehlen.
Schaue doch auch bei Instagram vorbei:
Neuroplastizität im Erwachsenenalter
Wie sich Plastizität im Erwachsenenalter verhält und was den Verlauf plastischer Veränderungen betrifft, kann man der Internetseite www.mpg.de (Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften) entnehmen. Dort steht unter anderem geschrieben, dass Wissenschaftler immer mehr Anhaltspunkte dafür gefunden haben, dass sich die Gehirnstruktur beim erwachsenen Menschen ändern kann. Auf wissenschaftliche und medizinische Details möchte ich an dieser Stelle bewusst nicht eingehen, verweise aber auf die zuvor genannte Quelle mit geballtem Fachwissen zum Thema Neuroplastizität im Erwachsenenalter.
Des Weiteren kann ich die Seite des Leibniz-Instituts für Neurobiologie (LIN) empfehlen, wo es unter anderem um zelluläre und molekulare Mechanismen neuronaler Plastizität im Gehirn geht. Dort werden beispielsweise auch neuropsychiatrische und neurodegenerative Erkrankungen in puncto Neuroplastizität untersucht, sofern ich es richtig verstanden habe. Mehr über die Forschungsgruppe Neuroplastizität erfährst du unter www.lin-magdeburg.de.
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Neuroplastizität aktiv beeinflussen
Neuroplastizität, die Fähigkeit des Gehirns, seine Struktur und Funktion als Reaktion auf Erfahrungen, Lernen und Umwelteinflüsse zu verändern, kann durch verschiedene Aktivitäten und Lebensstilentscheidungen gefördert werden. Hier sind einige Wege, um die Neuroplastizität aktiv zu beeinflussen:
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Betätigung, insbesondere Ausdauertraining wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen, hat sich als sehr effektiv erwiesen, um die Neuroplastizität zu fördern. Sport erhöht die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin sowie neurotrophen Faktoren wie BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor), die für das Wachstum und die Verbindung von Neuronen wichtig sind.
- Geistige Herausforderungen: Neue Dinge zu lernen und geistig anspruchsvolle Aktivitäten auszuführen, wie das Erlernen einer neuen Sprache, das Spielen eines Musikinstruments oder das Lösen von Rätseln, kann die Neuroplastizität fördern. Derartige Aktivitäten fordern das Gehirn heraus.
- Soziale Interaktionen: Aktive soziale Interaktionen und der Aufbau von sozialen Beziehungen können die Neuroplastizität positiv beeinflussen. Soziale Aktivitäten stimulieren verschiedene Hirnregionen und fördern die kognitive Gesundheit.
- Ernährung: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung kann die Gehirngesundheit unterstützen. Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren (wie Fisch, Nüsse und Samen), Antioxidantien (wie Beeren, grünes Blattgemüse) und anderen Nährstoffen sind, können die Neuroplastizität fördern.
- Ausreichender Schlaf: Guter Schlaf ist essenziell für die Gehirngesundheit und die Förderung der Neuroplastizität. Während des Schlafs verarbeitet das Gehirn Informationen und Erfahrungen des Tages, was zur Konsolidierung des Gedächtnisses und zur Bildung neuer neuronaler Verbindungen beiträgt. Auf der Domain www.schlaganfall-hilfe.de habe ich beispielsweise einen Artikel gefunden, dass Schlafen die Erholung nach einem Schlaganfall fördert.
- Meditation und Achtsamkeit: Meditationspraktiken und Achtsamkeitstraining haben gezeigt, dass sie die Struktur und Funktion des Gehirns positiv beeinflussen können. Diese Techniken fördern die Konnektivität zwischen verschiedenen Gehirnregionen und können das Volumen der grauen Substanz in bestimmten Bereichen erhöhen. Studien haben belegt, dass regelmäßige Meditationspraxis mit strukturellen Veränderungen im Gehirn verbunden ist, etwa einer erhöhten Dichte der grauen Substanz im Hippocampus, der mit Lernen und Gedächtnis in Verbindung steht.
- Reduktion von Stress: Chronischer Stress kann die Neuroplastizität negativ beeinflussen. Stressbewältigungstechniken wie Yoga, tiefes Atmen, progressive Muskelentspannung und Zeit in der Natur können helfen, Stress zu reduzieren und die Gehirngesundheit zu fördern (Stress bei MS vermeiden).
- Kontinuierliches Lernen: Sich lebenslang neues Wissen anzueignen und sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen, kann die neuroplastischen Fähigkeiten des Gehirns aufrechterhalten und sogar verbessern. Dies kann durch formale Bildung, berufliche Weiterbildung oder persönliche Interessen geschehen. Die kontinuierliche geistige Stimulation ist entscheidend, um das Gehirn flexibel und anpassungsfähig zu halten. Wenn wir uns neuen Informationen und Aufgaben aussetzen, fördern wir die Bildung neuer neuronaler Verbindungen und stärken bestehende Netzwerke (Neuroplastizität und lernen im Alter).
Durch die Integration dieser Praktiken in den Alltag können Menschen die Plastizität ihres Gehirns aktiv fördern und somit ihre kognitive Funktion, ihre Lernfähigkeit und ihr allgemeines Wohlbefinden verbessern. Regelmäßige körperliche Aktivität, geistige Herausforderungen, soziale Interaktionen, eine gesunde Ernährung, ausreichender Schlaf, Meditation und Achtsamkeitstraining sowie die kontinuierliche Aneignung von neuem Wissen tragen alle dazu bei, das Gehirn flexibel und anpassungsfähig zu halten und somit Neuroplastizität positiv zu beeinflussen bzw. zu ermöglichen.
Video: Neuroplastizität – Dein Gehirn kann mehr, als Du denkst!
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Neuroplastizität bei Menschen mit MS unter der Lupe
Am 22. Februar 2024 wurde ein Interview von Priv.-Doz. Dr. Dr. med. Yavor Yalachkov auf der Seite www.sanitaets-online.de veröffentlicht, der unter anderem Facharzt für Neurologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt ist. Dabei ging es um Neuroplastizität im Kontext mit Multipler Sklerose. Er sagte dort unter anderem, dass man unter Neuroplastizität die Fähigkeit des Nervensystems und insbesondere des Gehirns versteht, sich zu reorganisieren und anzupassen. Des Weiteren steht dort geschrieben, dass durch die Erforschung von BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) die Mechanismen besser verstanden werden sollen, die wichtig sind, um MS-assoziierte Schädigungen im ZNS teilweise rückgängig zu machen.
Auf einer Themenseite der Universität Würzburg (urn:nbn:de:bvb:20-opus-738) steht beispielsweise geschrieben, dass der Mechanismus der Neuroplastizität bzw. Reorganisation auf verschiedenen Ebenen stattfindet. Weiterhin werden dort u.a. neurophysiologische Anforderung an eine Synapse, Bildung neuer Gedächtnisinhalte, die funktionelle Reorganisation neuronaler Netzwerke sowie wiederholte periphere Stimulation und Bewegung thematisiert.
Auf www.deutschesgesundheitsportal.de geht es hingegen um die Frage, ob Sport Neuroplastizität anregen und so MS-Symptome abmildern kann. Das Ergebnis der Pilotstudie könnt ihr genannter Quelle entnehmen. Aus Copyright-Gründen werden ich an dieser Stelle allerdings sicherheitshalber keine Details nennen.
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Neuroplastizität auch im Rückenmark?
Heidi stellte die Frage, ob Neuroplastizität nur bei Schäden im Gehirn möglich sei oder auch bei Schäden im Rückenmark. Tatsächlich habe ich bei meinen Recherchen zum Thema Neuroplastizität immer mal wieder gelesen, dass Erfolge vor allem im Gehirn möglich sind. Daraufhin antwortete Michaela, dass die Regeneration des Gehirns wohl leider „einfacher“ sei. Allerdings sei auch eine gewisse Regeneration im Rückenmark möglich, schrieb sie weiter, da sie selbst fünf große Läsionen im Rückenmark habe und über entsprechende Erfahrungswerte verfüge.
Wer sich für Fachliteratur zum Thema „Neuroplastizität im Rückenmark“ (inklusive experimenteller Studien) interessieren sollte, dem kann ich das *Buch von Uwe Hans Wiese empfehlen. Genau genommen kann ich es nicht wirklich empfehlen, da ich es selbst nicht gelesen habe. Ich wollte euch dennoch darüber in Kenntnis setzen, dass ein solches Fachbuch existiert. Es erweitert wohl grundlegend die Kenntnisse über die Funktion des Rückenmarks.
Deine Erfahrungen mit uns teilen
Du hast auch eine MS-Diagnose erhalten und möchtest etwas zu diesem Thema beitragen? Wie hat sich Neuroplastizität evtl. in deinem Fall bemerkbar gemacht? Gibt es Symptome, die beispielsweise aufgrund von körperlicher Aktivität oder geistiger Herausforderungen besser geworden sind und man somit auf Neuroplastizität schließen könnte? Gerne würde ich Deine Erfahrungswerte an dieser Stelle veröffentlichen.
Erfahrungsberichte von Betroffenen lesen
Hier findest du Erfahrungswerte von Menschen mit MS, die über das Thema „Neuroplastizität“ berichten:
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