Junge Frau, deren Gesicht zur Hälfte von Schatten und Sonnenschein bedeckt ist, schaut nachdenklich auf den Boden.

Nachdenkliche Momente mit MS: Wie geht es dir?

Wie geht es dir? Im Laufe der Jahre bin ich immer wieder über diese Frage gestolpert und habe mich auch mit Betroffenen darüber ausgetauscht. Wie soll es uns schon gehen mit einer unheilbaren Krankheit? Die einen sind stärker, die anderen weniger von Einschränkungen oder MS-Symptomen betroffen. Wie soll es einem schon gehen, wenn man weiß, dass jederzeit alles passieren kann, aber nicht muss? Können Menschen mit MS auf diese Frage wirklich mit „gut“ antworten, oder möchte man einfach nur schnell das Thema wechseln und nicht über die MS-Erkrankung reden? Was sagen Betroffene selbst zu diesem Thema?

MS-Themen aus dem Inhalt:

Frau leidet unter starken Kopfschmerzen als Symptom der Multiplen Sklerose und sitzt bei einem Arzt im Sprechzimmer.

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Ein Arzt überprüft die Ergebnisse von Hirntests mit einer Computerschnittstelle in einem hochmodernen medizinischen Umfeld.

MS-Diagnose erhalten?

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Wie geht es dir? Meine persönliche Sicht der Dinge

Wie geht es dir? Wenn mir diese Frage außerhalb der MS-Bubble gestellt wird, empfinde ich sie in den allermeisten Fällen als nicht ernst gemeint. Sie wirkt wie eine Floskel – entweder, um ein Gespräch zu beginnen, oder weil es sich einfach so gehört. Die Frage nach dem Befinden gehört meiner Meinung nach irgendwie zum guten Ton, wird aber selten wirklich ernsthaft gestellt. Oft denke ich mir insgeheim: „Das möchtest du doch gar nicht wirklich wissen“ oder „Das interessiert dich doch nicht ernsthaft.“ Ich frage mich auch des öfteren, wie Person XYZ wohl reagieren würde, wenn ich tatsächlich offen und ehrlich antworten würde. Was käme dann als Reaktion? Ein „Hmmm, okay…“ oder etwas in der Art? Wäre die Person vielleicht überfordert oder sogar genervt von meiner ehrlichen Antwort?

 
Davon mal abgesehen möchte ich selbst in 99,9 Prozent der Fälle nicht jammern oder eine schlechte Stimmung erzeugen. Deshalb antworte ich meistens mit „Alles gut,“ „Joa, muss ja,“ oder ähnlichen Aussagen. Gelegentlich sage ich auch mal „Geht so“ oder „Könnte besser sein,“ aber wirklich offen und ehrlich geantwortet habe ich nur sehr selten. Wenn ich ehrlich bin, kann ich die Frage „Wie geht es dir?“ schon lange nicht mehr ernsthaft mit „Gut“ beantworten. Hallo? Ich verbringe den Großteil meiner Zeit in den eigenen vier Wänden, habe ständig das Gefühl, mir gleich in die Hose zu machen oder dringend zu müssen.

Bei jedem Wetterumschwung bekomme ich krasse Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Benommenheit und/oder Schwindel. Meine Augen spielen gelegentlich verrückt, und das ist längst nicht alles. Wer in einer solchen Situation ernsthaft mit „Mir geht es gut“ antworten kann, den bewundere ich wirklich.

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Zwei unterschiedliche Ebenen des Lebens

Als ich innerhalb der MS-Community nach Erfahrungen und Sichtweisen gefragt habe, erreichten mich unter anderem folgende Zeilen von Denise: Ich sehe mein Leben auf zwei Ebenen. Eine ist tiefgründig, die andere eher oberflächlich. Das heißt, ich bin sehr glücklich mit dem, wo ich im Leben stehe, mit den Menschen, die mich umgeben, mit dem, was ich tue, und mit dem, was ich bereits überlebt habe. Ich bin im Frieden mit meiner Vergangenheit (die nicht einfach war), und ich habe das Gefühl, meinen Weg im Leben gefunden zu haben. Also: Ich bin glücklich, und das definiert mich.

Dazu gibt es natürlich den Alltag – mit Schmerzen, Problemen, Müdigkeit, Ärger, Emotionen und so weiter. Das ist nicht einfach, aber all das kommt und geht wieder. Ich konzentriere mich nicht auf etwas Negatives; es ist einfach ein Teil des Lebens. Das klingt jetzt vielleicht einfacher, als es ist – das Leben ist natürlich viel komplizierter –, aber so sieht meine Denkweise aus. Also: MIR GEHT ES GUT (tief in mir bin ich glücklich) – das kann ich immer sagen. Und wenn es um Menschen geht, die nicht zu meinem engen Freundeskreis gehören, reicht das aus. Mit anderen kann ich dann, wenn nötig, auch mehr über meine Probleme sprechen.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Frau mit Depressionen aufgrund der Multiplen Sklerose

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Eine Frau mit Sehstörungen hat einen Augenarzt aufgesucht. Die Ursache für ihre Sehprobleme könnte auf Multiple Sklerose zurückzuführen sein.

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Sehstörungen sind häufige Symptome von Multipler Sklerose (MS). Etwa die Hälfte aller Menschen mit MS haben Sehstörungen als ihr erstes ...

Deine Erfahrungen mit uns teilen

Du hast auch eine MS-Diagnose erhalten und möchtest etwas zu diesem Thema beitragen? Wie stehst du zu der Frage: „Wie geht es dir?“ Antwortest du ehrlich oder hast du schon lange keine ehrliche Antwort mehr gegeben? Wie antwortest du in der Regel? Gerne darfst du deine Sicht der Dinge mit mir bzw. uns teilen.

Erfahrungsberichte von Betroffenen lesen

Hier findest du Erfahrungswerte von Menschen mit MS, die über das Thema „Wie geht es dir?“ berichten:

  • Mal sage ich „gut“, weil ich kein Gespräch führen oder mich groß erklären möchte, ein anderes Mal sage ich: „Es könnte besser sein, aber nach über 25 Jahren mit MS bin ich froh, wie es aktuell ist, denn es könnte bereits schlechter sein.“ (Alexandra)
  • Auf die Frage „Wie geht es dir?“ sage ich meistens: „Danke, ich bin zufrieden“ oder „MS halt, mal so – mal so“. Nur bei Leuten aus dem engeren Kreis, jene, die es wirklich interessiert und damit klarkommen, gebe ich genauere Antworten. (Angelica)
  • Ich sage immer: „Mir geht es soweit den Umständen entsprechend gut.“ Und dann sage ich noch dazu, dass die Liste zu lang wäre, um zu erklären, wie es mir echt geht. Das würde den Rahmen sprengen. Ich habe keinen Bock mehr, mich zu rechtfertigen. (Carmela)
  • Ich hasse die Frage, da ich mir nicht sicher bin, ob mein Umfeld mit der Antwort umgehen kann und will. Sie sehen ja nicht, wenn ich zwei Stunden auf dem Sofa liege, um mich von einem Einkauf zu erholen, oder heule, weil es Stress mit der Krankenkasse gibt, oder genervt bin, weil ich seit Juli (!) auf meine Laborergebnisse warte (Tag der Veröffentlichung = 21.11.2024), oder traurig bin, weil meine Neurologin (die ich seit 19 Jahren habe) im Januar aufhört. Vielleicht bin ich auch selbst schuld, weil ich zu wenig jammere. Ganz schwierige Situation und einfach bei chronisch Erkrankten eine besch… Frage. (Christina)
  • Meine Antwort kommt darauf an, wer fragt! Wenn es nur eine Floskel ist, antworte ich: „Gut, muss…“. Bei echtem Interesse natürlich die Wahrheit! Für Oberflächliches ist mir meine Zeit zu schade. (Corinna)
  • Es kommt auf die Tagesform an und wer gerade fragt. „Gut“ sage ich wirklich nur noch, wenn ich gar keinen Bock habe. Seit etwa einem Jahr lautet meine Antwort auf die Frage meist „Scheiße“. Meine Menschen kennen mich, und es ist auch völlig ok, wenn ich das so sage. Fremde sind oft beschämt, und manchmal tut es mir dann leid, aber es ist halt grad so. (Daniela)
  • Meine Antwort ist immer „gut“. Wenn ich „schlecht“ sage, kann mir auch keiner helfen. Ich überlasse das Jammern den gesunden Menschen. Bei der Antwort „gute Besserung“ drehe ich übrigens durch. (Daniela)
  • Also, ich sage mittlerweile immer, dass es schon geht, da die meisten unsere Wehwehchen und die Krankheit eh nicht verstehen. (Isabella)
  • Im Allgemeinen antworte ich auf die Frage „Wie geht’s dir?“ mit „Läuft“ (ob gut oder schlecht, rückwärts, vorwärts, aufwärts, abwärts, seitwärts … ist ja erstmal zweitrangig, es läuft). Viele sind mit der Antwort voll zufrieden, und genaueres wird nicht erfragt. Bei mir nahestehenden Personen kann ich natürlich ehrlich sein (und da ist die Antwort aktuell tatsächlich „gut“, alternativ auch „Mir scheint derweil die Sonne aus dem Hintern“). (Jenny)
  • Meistens antworte ich „Alles ok“. Menschen fragen halt immer „Wie geht’s?“ als Standardfrage überall. Aber was bringt es, wenn jemand weiß, dass es mir nicht gut geht? Das kann eh niemand ändern. (Katja)
  • „Gut“ ist immer eine Ausrede, weil wenn man sagt „nicht so gut“, interessiert es das Gegenüber eh nicht wirklich, wie es einem geht. Ich denke, dass „Wie geht’s dir?“ eine Nettigkeitsfrage ist, um nett zu sein, Stille zu überbrücken etc. Ich antworte meistens: „Schlimmer geht immer“, „Schlechten Menschen geht es immer gut“ oder „Muss“. Dann spare ich mir das „gut“ und es ist nicht gelogen. (Kerstin)
  • Es ist wirklich sehr schwer zu beantworten. An manchen Tagen kann ich tatsächlich „gut“ sagen, aber an vielen auch nicht. Dann heißt es „Was ist los?“ oder „Warum?“. Dann fängt die Erklärung an. Wie erkläre ich „Heute ist die Fatigue schlimm“? Nicht so einfach… (Konni)
  • Es kommt immer drauf an, wer die Frage stellt. Habe mir mittlerweile angewöhnt zu sagen: psychisch gut, körperlich scheiße. (Maren)
  • Ich antworte unterschiedlich, abhängig davon, wer mich fragt. Im engen Familien-/Freundeskreis sage ich schon offen, wenn mich gerade mal wieder Symptome stärker plagen oder ich einfach einen Durchhänger habe. Bei allen anderen ist eigentlich „den Umständen entsprechend gut“, „ok“, „passt schon“ meine Standardantwort. Dann entscheidet sich an der Reaktion des Gegenübers, ob und wie tief ich eventuell einsteige. Meistens bleibt es aber beim „den Umständen entsprechend…“. Ist also ehrlich genug und gleichzeitig nicht zu aufdringlich. (Markus)
  • Ich hasse diese Frage. Ich habe da verschiedene Herangehensweisen, je nachdem, wie es mir geht: Gar nicht darauf antworten, die Floskel als Floskel sehen und direkt ins Gespräch einsteigen. Mit „Muss ja“ antworten. Sagen, wie es ist, bei Personen, die es wirklich interessiert und denen ich das auch erzählen möchte. Und diese Antwort ist mit einem Wort nie beantwortet. Ich habe seit Jahren nicht mehr auf diese Frage mit „Gut“ geantwortet. Und es ist niemandem aufgefallen. (Meike)
  • Kommt drauf an, wer fragt. „Gut“, wenn derjenige sich nicht dafür interessiert, weil dann geht es zum nächsten Thema. „Ok“, das Gleiche, aber da werden die Leute stutzig, fragen aber nicht weiter. Wer es wissen will, um einen zu bewerten, sagt man besser „ok“, sonst geht es in die negative Richtung. Wenn es eine medizinische Einstufung ist, „scheiße“. Wenn es Freunde sind, dann die Wahrheit. (Michael)
  • Auf diese Frage antworte ich oft: „Man kämpft sich halt so durch, wie wir alle eben.“ Ich finde diese Antwort perfekt. Jeder hat doch irgendwie gute oder schlechte Tage, und Betroffene können das nie ehrlich beantworten. Wer will schon die Wahrheit hören? Ich finde die Frage allgemein nur noch eine Höflichkeitsfrage, denn keiner will ehrlich die Antworten hören. Wenn jemand ehrlich wissen möchte, wie es einem geht, fragt man doch eher: „Wie läuft es gerade bei dir?“ oder „Erzähl mal, was passiert gerade in deinem Leben?“ Denn diese Fragen kann jeder ehrlich beantworten. Und wer die Antworten wirklich hören will, hört genau, was du erzählst, und erkennt in den Antworten, wie es einem gerade geht. Auch als Betroffener kann man solche Fragen ehrlicher beantworten, denn wie es uns geht, wissen wir oft selbst nicht genau. Es kann uns vielleicht gerade gut gehen, aber in einer halben Stunde kann das schon anders aussehen. (Monika)
  • Die meiste Zeit geht’s mir „ok“. Das ist für mich irgendwie so ein Mittelding zwischen gut und schlecht. Ich nehme es aber nicht mehr so persönlich, wenn ich gefragt werde „Wie geht’s dir?“. Es ist ja oft auch gut gemeint. Wenn es mich stört, sollte ich darüber nachdenken, warum es mich stört. Oft liegt die Antwort in uns selbst und nicht im Außen. Manchmal antworte ich darauf auch mit „Am liebsten gut“. (Nadine)
  • Ich sage meistens: „Joar, geht schon.“ Die, die mich wirklich kennen, wissen, ob es wahr ist oder nicht… Die sehen mir das an. (Nadine)
  • Ich antworte meistens: „Danke, ganz ok“, oder „Willst du das wirklich wissen?“ oder auch „Soll ich dich anlügen oder die Wahrheit sagen?“ Auch gut ist: „Das willst du nicht wissen“. Es kommt immer auf den Tag an und darauf, wer fragt. Ja, ich kann sehr direkt sein. (Patric)
  • Bei mir ist meistens die Antwort: „Am liebsten gut.“ Wer dann ehrliches Interesse hat, fragt meistens nach, und wer es nicht weiter hören will, nimmt es dann so hin. (Sabine)
  • Man sagt manchmal automatisch „gut“, obwohl es einem nicht gut geht, weil man keine Lust oder Energie hat, sich immer zu erklären und darüber zu reden. (Sarah)
  • Wie geht es dir? Diese Frage mag ich nicht, weil es nicht einfach ist, sie zu beantworten. Ich habe im Freundeskreis darum gebeten, mich zu fragen, wie mein Tag war oder wie ich mich heute fühle. Das fällt mir leichter zu beantworten. (Sylvie)
  • Meistens kommt von mir, je nach Person, die fragt: „Geht“, „muss ja“, „es könnte auch schlimmer sein“ als Antwort. Wenn die fragende Person ehrlich nachfragt und wirklich wissen möchte, wie es mir geht, dann bekommt sie auch die schonungslose Wahrheit. (Tanja)
  • „Am liebsten gut“ oder „Ging mir schon besser“ ist auch eine Antwort. Wenn ich merke, dass man die Frage im Weitergehen stellt, sage ich „geht so“. Manchmal, wenn es wirklich „ganz gut“ ist, sage ich es auch so. „Gut“ ist es leider nie, es gibt immer irgendwelche Beschwerden, ohne sie gibt es mich eben nicht. Aber ich arrangiere mich damit und bin froh, wenn ich trotzdem etwas (kochen, Wäsche usw.) schaffe. Ich bin dankbar, dass ich so viel Positivität in mir habe, um damit umzugehen. (Ulrike)
  • „Gut“ ist schon lange vorbei. Viele wünschen gute Besserung, aber es wird sich nicht bessern. Viele verstehen nichts, nur ganz wenige hören wirklich zu. „Ich kann dich verstehen“ ist ein Satz ohne Bedeutung; niemand, dem es nicht genau so geht, kann es verstehen. (Uschi)
  • Schwierige Frage. Und ich beantworte sie immer je nach Laune und Gesprächspartner. Möchte ich eine ehrliche Antwort geben und dann auf die mögliche Frage „Warum?“ antworten, oder nervt/belastet mich das gerade zu sehr? Wenn ja, sage ich meistens „ok“, „wie immer“ oder „nichts Neues“. Außerdem kommt es darauf an, wer überhaupt fragt. Kann derjenige meine Antwort nachvollziehen? Ist er im Thema? Oft werde ich abgewürgt oder muss mir dann die Probleme anderer anhören. Wenn die Person passt und ich gerade genügend Energie für eine längere Antwort habe, dann antworte ich auch mal detaillierter. Das kommt aber seltener vor, weil ich andere nicht gerne mit Dingen belaste, die sie nicht ändern können. Irgendwie habe ich immer etwas mit mir selbst zu tun, sodass die Frage einfach nie so simpel zu beantworten ist – körperlich als auch mental. (Xenia)