Ein glückliches Paar, bestehend aus einem Mann im Rollstuhl und einer Frau, die ihm verliebt eine Pusteblume ins Gesicht bläst, während sie gemeinsam die Natur genießen.

Devotees und Amelos

Devotees und Amelos sind Personen, die eine sexuelle Präferenz für Menschen mit Behinderungen haben. Man könnte sie auch als Verehrer bezeichnen oder noch einfacher als Menschen, die halt auf Behinderungen stehen. Laut der Quelle www.inklusion-statt-integration.de besteht der Unterschied zwischen Devotees und Amelos übrigens darin, dass Devotees sich eher auf Menschen mit Lähmungen konzentrieren, während Amelos eine Vorliebe für Menschen mit fehlenden oder amputierten Gliedmaßen haben. Das Thema wird kontrovers diskutiert, was mir unter anderem auch in der MS-Community aufgefallen ist.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Ein Arzt überprüft die Ergebnisse von Hirntests mit einer Computerschnittstelle in einem hochmodernen medizinischen Umfeld.

MS-Diagnose erhalten?

Du hast eine MS-Diagnose erhalten und fühlst dich überfordert? Lass mich dir zunächst sagen: Du bist nicht alleine. Es gab ...
Ein verliebtes Paar tauscht vertraute Geheimnisse aus, während sie eng beieinander stehen.

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Multiple Sklerose (MS) ist eine neurologische Erkrankung, die das zentrale Nervensystem (ZNS) betrifft. Die Auswirkungen der MS können sich auf ...

Was habe ich mit Devotees und/oder Amelos zu tun?

Ich bin zufälligerweise über dieses Thema gestoßen, als ich eine weitere Personenvorstellung für meine MS-Domain plante. Dafür kontaktierte ich Melanie, weil sie mir zum Thema „Sexualität und Behinderung“ im Gedächtnis geblieben war. Ich weiß nicht mehr genau, ob ich diesbezüglich Beiträge, Storys und/oder Kommentare von ihr gelesen hatte. Auf jeden Fall ein spannendes Thema, das ich sehr gerne mithilfe einer Personenvorstellung von Melanie aufgreifen wollte.

 
Es stellte sich dann heraus, dass sie gar keine MS hat, sondern eine Devotee bzw. Devotine ist. Ein Thema, das mir bis dato völlig fremd war. Ich begann zu recherchieren und stellte selbstverständlich auch Melanie die ein oder andere Frage. Letztendlich kam ich zu dem Entschluss, dass eine Personenvorstellung auf meiner MS-Domain irgendwie nicht passen würde. Stattdessen möchte ich mich jedoch auf Devotees fokussieren und unter anderem ihre Erfahrungen teilen.

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Eine Devotine erzählt ihre Geschichte

Folgende Zeilen stammen von Melanie: Schön das ich dir von mir erzählen darf. Ich war immer auf der Suche nach meinem Seelenverwandten, meinem Mr. Right und ich habe ihn immer unter den Rollstuhlfahrern gesucht. Ich war über 15 Jahre mit Kennenlernen und Dating beschäftigt, mit Vorurteilen und Vorverurteilungen. Ich weiß schon seit ich etwa 14 Jahre alt bin, dass ich Menschen mit Behinderung einfach attraktiver finde als andere.

Es ist wie eine unglaubliche Faszination, die Faszination des Unperfekten. Und yes, ich wollte das Leben an der Seite eines Mannes im Rollstuhl, mit allen Vorurteilen, allen Barrieren, allem, was dazugehört. Ich wollte die beste Freundin dieses Mannes sein, die Geliebte, die Begehrte – und ich wollte ihn lieben und begehren. Am Anfang war ich eine Devotee, die ihren Partner kennenlernte.

Am Ende war ich eine ganz normale Frau, die ihren Mann liebte und wo die Behinderung absolut keine Rolle mehr spielte. Eine Behinderung stört mich nicht, nein, ich sehe sie sogar irgendwann einfach nicht mehr, weil es für mich so dazu gehört. Ich war eine Suchende, die gefühlt nie wirklich ankam. Es hat häufig nicht gepasst und/oder die Lebenspläne waren zu verschieden. Manchmal bin ich gescheitert, weil so viel Scham dabei war.

Doch nicht nur von meinem Gegenüber, in dem Fall dem Mann mit Behinderung, sondern auch bei mir. Ich habe erst später verstanden, dass es wichtig ist, dass ich mit meiner Vorliebe offen umgehe und dass niemand das vollumfänglich verstehen kann, wenn ich es nicht erkläre. Mit 20 dachte ich, ich würde jemanden zerstören, wenn ich ihm sage, dass ich ihn genauso attraktiv finde, wie er ist, auch mit seinen gelähmten Beinen und seiner Sensibilitätsstörung. Mittlerweile habe ich meinen Seelenpartner gefunden und geheiratet. Er hat keine Behinderung und ich bin dennoch verliebt und glücklich. Die Devotine steckt schon seit meinen Kindertagen in mir, ich kann sie nicht ausschalten sie ist einfach da! Deswegen habe ich beschlossen meine Geschichte, Erfahrung und Erkenntnisse zu teilen.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Eine Mutter, die trotz ihrer Multiplen Sklerose (MS) einen erfüllten Kinderwunsch erlebt, wird von ihrer Tochter liebevoll auf die Wange geküsst. Ein Bild des Glücks in der Natur.

Kinderwunsch mit MS

In MS-Gruppen taucht immer wieder das Thema Kinderwunsch auf, insbesondere die Frage, ob es möglich ist, trotz der Diagnose Multiple ...
Frau mit Multipler Sklerose erhält symptomatische Therapie an Aufhängegurten. Konzentriert und fokussiert arbeitet sie an ihrer Körperhaltung, während der Therapeut unterstützt.

Symptomatische MS-Therapien

Laut Amsel.de manifestiert sich kaum eine andere Erkrankung des Hirns und Rückenmarks in einer so breiten Palette von Beschwerden wie ...
Unterstützung bei Multipler Sklerose. Psychotherapiesitzung, um mit der Diagnose von Multipler Sklerose besser umzugehen zu können.

Unterstützung bei MS

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wo Personen mit einer frischen MS-Diagnose Unterstützung bekommen können. Hier sind einige Optionen:Hausarzt oder Facharzt: Der ...

Grenzen, Probleme und das Thema Ethik

Folgende Zeilen stammen von Melanie: Erst kürzlich habe ich auf Instagram ein Projekt gestartet, das mich wieder genau fühlen ließ, was die Menschen den Devotees gegenüber für Vorurteile haben. Wenn jemand hört, dass ich Menschen mit Behinderung attraktiver finde, kommt gleich eine Palette von Vorurteilen und negativen Gedanken. Fetischisierung von Behinderung, Diskriminierung, Behindertenfeindlichkeit – ich glaube, die Leute haben sofort die Vorstellung von irgendwelchen für sie abartigen Sexspielchen. Sie denken dabei zum Beispiel an Unterwerfung und/oder Unterdrückung, assoziieren es vielleicht noch mit dem Spiel der Hilflosigkeit.

An dieser Stelle kann ich nur für mich sprechen: Für mich hat das oben Genannte alles nichts mit mir zu tun! Ich war nie auf der Suche nach Sex. Ich war immer auf Partnersuche und hatte eine Reihe von Merkmalen, die stimmen mussten. Es gibt immer eine Liste an Dingen, die man sich von einem Gegenüber wünscht, manche haben darauf mehr Priorität als andere. So suchte ich den Mann mit dem gleichen Lebensplan, Sympathie, Antipathie, Geruch, sein Blick, die Stimme – natürlich spielt sowas alles auch eine Rolle. Es ist nicht so, dass es ausreicht, eine Behinderung zu haben, damit ich lieben kann. Ich kann verstehen, dass das für einen Außenstehenden schwer zu fassen ist. Ich habe das selbst nicht immer so gut verstanden wie jetzt; es ist auch schwierig in Worte zu fassen.

 
Eine Behinderung ist wie das Topping, die Perfektion des Unperfekten, was es für mich einfach noch perfekter macht. Ich kann die Ethik der Thematik sehr gut verstehen. Eine Behinderung ist nichts, was wählbar ist oder was man sich aussucht. Noch dazu leben wir in einer Gesellschaft, die Menschen mit Behinderung eher an den Rand schiebt. Viele unserer Mitmenschen können sich kein Leben an der Seite eines Menschen mit Behinderung vorstellen und sehen Menschen mit Behinderung gar nicht in ihrem Datingpool. Ich verstehe, dass es ungewohnt ist, wenn dann jemand sagt, ich habe da sogar eine Vorliebe für.

Ich mache aber keine Behinderung, ich nutze sie nicht aus, mache sie nicht schlimmer, werde nicht extra erregt davon, wenn jemand Hilfe braucht und tue übrigens auch absolut nichts dafür, dass diese Behinderung schlimmer wird, eher im Gegenteil! Ich verstehe eine Partnerschaft allgemein auf Augenhöhe, quasi wie eine Art Symbiose. Wenn der eine etwas besser kann als der andere, dann hilft er halt und andersrum.

Was ist eigentlich, wenn die Behinderung verschwindet?

Illustration mit zahlreichen Fragezeichen in verschiedenen Stilen und Größen.

Folgende Zeilen stammen von Melanie: Dann sind ja alle anderen Aspekte trotzdem noch vorhanden, die eine Beziehung so ausmachen. Die Liste der oben genannten Merkmale, die geteilte Zeit und das, was neben der Behinderung letztlich auch noch alles von Bedeutung war. Es wird nichts daran ändern. Was jedoch viel häufiger vorkommt, ist, dass ich bisher jedoch nie gefragt wurde und viel realistischer ist: Was passiert, wenn die Behinderung dazu führt, dass man Dinge, die man früher konnte, nicht mehr durchführen kann? Nichts – denn auch hier spielen viele andere Elemente eine Rolle, die das Gesamtbild ausmachen.

Wie wirkt sich eine Partnerschaft aus, wenn die Behinderung nicht vollständig akzeptiert wird? Kann man wirklich lieben, wenn die Behinderung nicht akzeptiert wird? Gehört zur Liebe und Leidenschaft nicht immer auch eine Anziehung? Diese Geschichten, in denen Liebe und Zuneigung an der Taille enden und der Intimbereich als irrelevant betrachtet wird, sind meiner Erfahrung nach Kompromisse mit potenziell weitreichenden Folgen.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Notfallsanitäterin Anika Schreiber bei der Arbeit vor einem Rettungswagen und während ihrer MS-Basistherapie mit einer Infusion.

Anika Schreiber

An dieser Stelle möchte ich euch gerne Anika Schreiber vorstellen, die mir auf Instagram aufgefallen ist. Anfangs hat mich nur ...
Fotocollage von Marina Seitz, einer jungen Frau mit Multipler Sklerose (MS). Auf dem ersten Bild steht sie lächelnd mit ihrem Pferd in der Natur, auf dem zweiten Bild sieht man sie glücklich in einem Flugzeug oder Hubschrauber mit Headset, und das Hauptbild zeigt sie vor weißen Blumen in der Natur – Marina Seitz, strahlend trotz MS.

Marina Seitz

Auf Marina Seitz bin ich aufmerksam geworden, als sie am 05.12.2023 auf eine meiner Instagram-Storys geantwortet hat. Thematisch ging es ...
Linkes Bild: Nahaufnahme von Monika Trettenbach, einer Frau mit Multipler Sklerose, während sie lächelt. Rechtes Bild: Monika sitzt draußen auf einer Bank, hält eine Zigarette in der rechten Hand und trägt dunkle Kleidung mit einer Black Devils Tasche.

Monika Trettenbach

Am 10.05.2023 hatte mich Monika erstmals via Facebook kontaktiert und gefragt, ob sie meine neue MS-Domain in ihrer Gruppe teilen ...

Fakes und übergriffiges Verhalten von Devotees

Folgende Zeilen stammen von Melanie: Viele Menschen sind nicht mit ihrem Klarnamen und ihrer wahren Identität unterwegs. Seit der Rollilounge habe ich mehrere Devotees getroffen, die glaubten, mit einem Fake-Profil einfach bessere Kontakte knüpfen zu können. Einige Devotees werden als sehr unsensibel beschrieben; sie verhalten sich grenzüberschreitend, platzen mit der Tür ins Haus und fokussieren sowie lenken ihre Gespräche zielstrebig auf einen rein sexuellen Inhalt.

 
Ich verurteile das, egal aus welcher Ecke dieser Onlinewelt es kommt. Es ist die Anonymität des Internets, die so ein Phänomen leider auch mit sich bringt. Ich werde von Männern aus allen Kreisen angeschrieben – von Devotees selbst, von Menschen mit Behinderung, von Menschen jeden Alters erlebe ich das. Ich erhalte Dickpics aus allen „Personengruppen.“ Ich sehe das Devotee-Sein immer noch als ein großes Geschenk an. Spinner gibt es überall auf dieser Welt. Wenn es für beide passt, man die gleichen Interessen vertritt und alles andere auch stimmt, dann glaube ich, dass es für alle einen unglaublich großen Gewinn sein kann.

Die Rollilounge von Melanie

Rollilounge Collage mit Melanie

Vollgepackt mit Erfahrungen aus dem eigenen Leben zum Thema Behinderung & Sexualität, zum Thema Devotee sein, Beziehungsversuchen und Beziehungen zu Menschen mit Behinderung hat Melanie die Rollilounge gegründet.

Sie möchte diesem Thema ein Platz in der Welt geben, als sie selbst vor rund zwei Jahrzehnten sich ins Dating Abenteuer stürzte, wusste kaum jemand über die Existenz der Devotee, damals wie auch heute war sie mit sehr vielen Vorurteilen konfrontiert!

Mit diesem Projekt möchte sie sowohl Devotees als auch Menschen mit Behinderung Mut machen zu sich selbst zu stehen und zu ihrer Sexualität zu stehen, aufklären und Menschen vernetzen. Menschen mit Behinderung attraktiv zu finden, ein Devotee zu sein, betrachtet Melanie als ein Geschenk, nicht wie ein Fluch.

Es ist die Perfektion des Unperfekten. Ein ehrlicher, authentischer und empathischer Umgang damit, ist für sie laut eigener Aussage entscheidend, dass für beide Seiten eine Bereicherung daraus entstehen kann.

MS-Themen aus dem Inhalt:

Eine Gruppe von Menschen entspannt sich am Strand unter dem Sternenhimmel.

Freundschaften mit MS

Im Laufe meiner MS-Erkrankung bin ich des Öfteren über das Thema "Freundschaften mit MS" gestolpert. Es war beispielsweise bei meinen ...
Junge Frau mit MS im schwarzen Badeanzug, nach dem Saunagang, strahlt vor Glück.

Saunabesuche mit MS

Im Laufe der Jahre bin ich immer wieder über die Frage gestolpert, ob man mit Multipler Sklerose in die Sauna ...
Eine Frau mit Multipler Sklerose (MS) steht auf einem Balkon und betrachtet den eindrucksvollen Sonnenuntergang über einem Bauernhof.

Uhthoff-Phänomen bei MS

Das Uhthoff-Phänomen bezeichnet temporäre Verschlechterungen neurologischer Symptome, die aufgrund von Hitze oder erhöhter Körpertemperatur auftreten. Laut www.amsel.de leiden rund 80 ...

Reaktionen aus der MS-Community

Vor der Erstellung dieser Themenseite hatte ich auch die MS-Community nach ihren Erfahrungen und Meinungen zu Devotees befragt. Dabei stellte sich heraus, dass die Mehrheit der Menschen mit MS, zumindest jene, die mir geantwortet hatten, das Wort „Devotees“ in diesem Zusammenhang noch nie zuvor gehört hatte. Die Reaktionen reichten übrigens von Neugierde über Interesse bis hin zu Abneigung. Dabei muss man allerdings beachten, dass meine Themenseite zu diesem Zeitpunkt noch nicht online war. Melanies Worte bzw. Ausführungen waren für die anderen also noch nicht einsehbar gewesen. Nachfolgend ausgewählte Reaktionen:

  • Den Begriff habe ich noch nie gehört, aber ich kenne ein paar Leute mit dem sogenannten Helfersyndrom. Bei einer davon ist das dermaßen ausgeprägt, dass sie auch für ihre Beziehungen nach „Geschädigten“ Ausschau hält. Jetzt hat das Kind einen Namen. Ich selbst würde nicht mit so jemandem zusammen sein wollen, weil ich selbst keinen Bock habe, ständig auf meine Defizite angesprochen zu werden, geschweige denn so derart bemuttert zu werden. Ich möchte ein normales Leben führen, die Behinderung ist da, wird aber weitestgehend ignoriert. Das ist vielleicht etwas für jemanden, der sich über seine Krankheit definiert und gerne Nonstop darüber quatscht.
  • Ich finde das Thema durchaus interessant. Bisher hatte ich noch nie davon gehört. Nachvollziehen kann ich es ehrlich gesagt nicht, aber ich stehe neuen Dingen immer aufgeschlossen gegenüber. Zudem gibt es unzählige sexuelle Vorlieben. Wer bin ich, das zu verurteilen? Solange beide Partner damit einverstanden sind, sollte sich niemand daran stören, was andere für private Vorlieben haben. Was für einen selbstverständlich ist, muss ja nicht für den anderen gelten. Ich muss allerdings zugeben, für mich wäre ein solcher Partner wohl nichts. Das liegt einfach daran, dass ich ohnehin schon ein sehr schwaches Selbstbewusstsein habe. Wenn ich jetzt wüsste, dass mein Partner das Unperfekte an mir liebt, weiß ich nicht, ich glaube, dass ich dann sehr unglücklich wäre. Letztendlich könnte ich das aber erst beurteilen, wenn ich auf Partnersuche wäre. Da ich aber schon gefühlt ewig vergeben bin, stellt sich aktuell die Frage nicht.
  • Für mich gibt es Werte, die ein Partner haben muss. Sexuelle Vorlieben hat doch jeder, deshalb würde sich mir die Frage nicht stellen. Es kommt für mich auf andere Themen an und da würde ich jetzt nicht einfach „geht nicht“ sagen. Da gibt es viel mehr, wo ich eine Ablehnung hätte.
  • Spannend ist das Thema, zumal ich den Begriff Devotee und die Definition zum ersten Mal höre bzw. lese. Ich für meinen Teil kann mir nicht vorstellen, mit einem Devotee zusammen zu sein. Aber einfach „nur“ aus dem Grund, weil ich diese Leidenschaft nicht teile. Für mich persönlich ist meine Behinderung eher eine Belastung, als ein möglicher sexuell erregender Faktor.
  • Ehrlich gesagt war ich zuerst irritiert. Dann konnte ich mir vorstellen, dass es auch viel Druck nimmt, wenn jemand eben nicht trotz der Einschränkungen liebt, sondern mit oder gerade wegen diesen. Solange keine geistigen Behinderungen für die eigene Sexualität missbraucht werden… Eine Einschränkung zu haben, sucht sich ja in der Regel niemand aus. Dass das in einer Beziehung so sein könnte, wie „Ich steh auf Blond“ … hm. Das Maß der Dinge ist sicher entscheidend. Forciert der Devotee-Part Einschränkungen? Wie ist das Verständnis, wenn der Partner mit Behinderung eine Besserung anstrebt? Es gibt auch umgekehrt Persönlichkeiten, die es ganz gern haben, behutsam behandelt zu werden. Solange sich das selbstbestimmt trifft… why not. Beziehungen werden bei Einschränkungen/Erkrankungen ja durchaus nicht nur vom „gesunden“ Part beendet. Manchmal ist es durchaus der Betroffene selbst, der sich dann austoben will und der Partner steht dem entgegen. Ich finde, das darf man nicht pauschalisieren.
  • Sachen gibt’s, interessant. Ich wurde mal gefragt, ob mein Mann (jetzt Ex-Mann) mich mit dem Wissen, dass ich MS habe, geheiratet hat. Ja, das hatte er. Er stand seit der Diagnose in dieser Hinsicht hinter mir und hat mich dennoch geheiratet. Wir haben uns etwa drei Jahre vorher kennengelernt. Aber ein Devotee war er keinesfalls.
  • Das einzige, was mir dazu direkt einfällt – warum muss ich mir heutzutage erstmal alles auf Deutsch übersetzen, um es nachvollziehen zu können, weil immer alles in Englisch sein muss. Dat reeescht mich uff! Ansonsten uiui, ich wusste davon bisher nichts. Danke, dass du uns an deinen Erfahrungen teilhaben lässt. bin gespannt, ob wir dazu Weiteres zu lesen kriegen werden.
  • Ich könnte mir vorstellen, dass dabei das Gefühl „gebraucht zu werden“ eine Rolle spielt. Vielleicht auch ein geringes Selbstwertgefühl, das damit ausgeglichen wird. Ein Partner, der eine Behinderung hat, fühlt sich dieser Person zumindest körperlich überlegen und kann daran wachsen. Ich glaube nicht, dass diese Art der Liebe oberflächlich ist. Eltern lieben ihre Kinder auch, und gerade das Gefühl, für das Kind zu sorgen, weil es Hilfe braucht, schafft eine starke Bindung zwischen Mutter/Vater und Kind. Auch hier bleibt die Liebe bestehen, wenn das Kind selbständig wird und keine Hilfe mehr braucht. Man kann stolz fühlen, dem Kind bei seiner Entwicklung geholfen zu haben. Wenn dann noch Anerkennung vom Kind oder Freunden dazu kommt, werden die Eltern sich stark und zufrieden fühlen. Ich finde, die Natur hat das doch schlau eingerichtet, dass es so viele verschiedene Arten von Vorlieben gibt. So findet sich, im Idealfall, für jeden ein perfekter Partner, um glücklich zu sein. Vielleicht sollten wir nicht immer nur unsere eigenen Vorlieben als „normal“ sehen und alles, was davon abweicht, als „krank“ bezeichnen.
  • Wenn’s für beide passt, warum denn nicht? Die einen stehen vielleicht auf besonders Alte, die anderen auf besonders Füllige, die nächsten auf Ansch… oder Schläge… usw. Im ersten Moment oft durchaus schräg, manches für mich nicht vorstellbar, aber ausschließlich für die betreffenden Sexualpartner relevant. Das Wichtigste ist, dass es für die Sexualpartner genau so passt, dass beide sich dabei wohl und gut fühlen und ausschließlich auf Freiwilligkeit und Respekt basiert! Ich denke, dass eher Männer zu extremen Fetischen neigen, während Frauen meist gefühlslastiger agieren. Das ist natürlich nur meine subjektive Meinung.
  • Gottes Tiergarten ist groß und bunt… Ich dachte zuerst an einen Schreibfehler im EP (soooo ein „e“ hinter „devot“ zu viel… ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Aber Fetische gibt es ja auch zu Hauf. Ich persönlich kenne niemanden, der diese Präferenz hat (oder offen zeigt), und an mich ist auch noch nie jemand mit dieser Vorliebe herangetreten (ok, man sieht mir die MS auch nicht an). Aber ich finde das ein sehr spannendes Thema.
  • Sehr spannend. Trotz Dr. Sommer wusste ich nicht, dass es so etwas gibt. Ich könnte mir keine Beziehung auf solcher Grundlage vorstellen. Überlege gerade, ob mein neuer Freund… mh, nee. Der kannte mich schon viel länger als nicht behinderter Mensch. Menno, ich werde die Männer jetzt anders betrachten.
  • Es gibt ja nichts, was es nicht gibt, aber der Begriff ist mir nicht bekannt. Ich habe schon von Menschen gehört, die auf Amputationen stehen, aber auf Menschen mit MS, die ja doch eher „normal“ sind – also in dem Sinne keine „Auffälligkeiten“ für eine sexuelle Stimulation haben. Das ist schwer vorstellbar.
  • Beschäftige mich damit, wenn der Fall eintritt. Habe allerdings immer das Gegenteil bei Frauen erlebt. Wenn man nicht Superman ist, besser aussieht als Adonis, mehr Einkommen hat als ausgegeben werden kann, höchste Bildung (Prof. Dr. von zu Direktor), den Haushalt schmeißt, jeden Wunsch errät, dann ist man unten durch. Und dann gibt es noch mich, der schon viele Jahre unterbewusst MS hat und seine Ambitionen an seine Fähigkeiten angepasst hat und irgendwann wie der letzte Loser wirkte. Loser reicht den Devotees offensichtlich nicht. Finde einfach, dass das Thema unrealistisch ist.
  • Ich bin zwar seit 23 Jahren verheiratet, aber grundsätzlich hat ja auch jeder so seine Vorlieben und „No-Gos“. Ob sie dann so speziell sind, um als Fetisch bezeichnet zu werden, ist mir persönlich eigentlich egal. Auch kann er/sie für die eigenen Vorlieben/Fetisch nichts, es ist ja nichts, was man bewusst erwirbt. Sie sind einfach da und drängen darauf, ausgelebt zu werden. Solange niemand gegen seinen Willen gezwungen wird und/oder Schaden davon trägt, so what? Und solange mein Gegenüber mich super findet, soll es mir recht sein.
  • Den Begriff habe ich noch nie gehört, aber es macht sogar irgendwie Sinn. Tatsächlich ist es ja so, dass sich sehr viele Menschen von Menschen angezogen fühlen, die nicht 100%ig exakt sind. Zum Beispiel finden wir oft eine leichte Asymmetrie im Gesicht als attraktiv, obwohl perfekte Symmetrie gemeinhin als attraktiver wahrgenommen wird. Es ist einfach interessanter. Ich denke, Devotee ist eine besonders starke Ausprägung dessen. Es gibt ja aber auch Menschentypen, die das Bedürfnis haben, ständig anderen helfen zu müssen. Sie leben quasi nur für andere Menschen und gehen darin total auf, anderen zu helfen. Ich denke, dass das da auch mit reinspielen könnte.
  • Ähnlich wie mit Straftätern gibt es Frauen, die das ebenfalls anziehend finden. Wahrscheinlich auch aus sexuellem Interesse, vielleicht sieht man darin einen Mann, der einen beschützen kann, usw. Mir ist der Begriff auch neu und interessiert mich schon. Die Frau, mit der ich ein Kind habe, hatte das so empfunden.
  • Sehr interessant. Ich selbst bin auf jeden Fall kein Devotee, eher im Gegenteil. Ich stehe mir selbst und anderen eher helfend und verständnisvoll gegenüber als sexuell. Auf der anderen Seite finde ich es gut und auch beruhigend zu wissen, dass auch Menschen mit Einschränkungen sexuell attraktiv sein können.
  • Den Ausdruck habe ich noch nie gehört. Es gibt so einige absonderliche sexuelle Vorlieben, dass mich „Devotee“ nicht wundert. Man denke nur mal an Feeder, die Frauen so lange füttern, bis sie extremst übergewichtig sind. Ich würde einen Devotee nicht in meine Nähe lassen, denn es geht der Person nicht um mich, sondern ausschließlich um ihre sexuelle Vorliebe.

Das waren alles Reaktionen aus der MS-Community, wo ich übrigens folgendes gepostet hatte: „Vorgestern hatte ich bei Instagram eine Frau kontaktiert, die ich eigentlich als Person mit MS auf meiner Seite vorstellen wollte. Dabei kam für mich (völlig überraschen) heraus, dass sie keine MS hat und völlig gesund ist. Sie ist eine Devotee. Was das genau bedeutet, das wusste ich bis dato gar nicht. Mittlerweile weiß ich, dass es sich um Personen handelt, die sich zu Menschen mit Behinderungen sexuell hingezogen fühlen. Nun meine Frage: Kann JEMAND etwas zu diesem Thema beitragen und ist ggflss. mit einem Devotee zusammen? Meine zweite Frage: Wie würdest du es finden, wenn eine Person (Devotee) mit dir zusammen wäre und es eigentlich „nur“ eine sexuelle Vorliebe ist? Wobei ich mir habe sagen lassen, dass es nicht „nur“ eine sexuelle Vorliebe ist, sondern mehr […]“

Klarstellung zu einem weiteren Kommentar

Klarstellung des Seitenbetreibers

Nachdem ich unzählige Gespräche mit Melanie geführt und mich auch im Internet schlau gelesen habe, möchte ich folgenden Kommentar aus der MS-Community nicht unkommentiert stehen lassen: „Bisher habe ich mich für sehr aufgeklärt gehalten, aber den Begriff habe ich noch nie gehört. Mir ist in meiner langjährigen medizinischen Karriere auch noch nie jemand begegnet, der eine derartige Neigung geäußert hätte. Ich finde das per se nicht verwerflich. Geschmäcker sind ja verschieden. Es bedeutet ja nicht automatisch, dass man den Menschen hinter der Behinderung nicht liebt. Allerdings finde ich es beunruhigend, sich dafür in eine Betroffenen-Gruppe zu schleichen. Das ist ein bisschen wie ein Pädophiler, der sich in einer Schüler-Chat-Gruppe rumtreibt.“

Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass Melanie sich nicht in irgendeiner Betroffenen-Gruppe herumgetrieben hat. Ich bin ihr vor einigen Monaten auf Instagram gefolgt, weil ich sie versehentlich für eine Frau mit MS gehalten hatte. Bevor ich sie letztendlich wegen einer Personenvorstellung auf meiner MS-Domain gefragt hatte, fanden keinerlei Devotee-Gespräche oder ähnliches statt. Melanie hatte mir damals genaugenommen bei einer SPAM-Frage geholfen. Ich hatte eine merkwürdige E-Mail erhalten und dann bei meinen Insta-Kontakten um Rat/Hilfe gebeten.

Dann möchte ich an dieser Stelle noch ausdrücklich erwähnen, dass man Pädophile und Devotees in keinster Weise vergleichen kann. Denn Devotees haben in der Regel einvernehmlichen Sex, was man von Pädophilen definitiv nicht behaupten kann. Devotees geht es also nicht um Sex mit Menschen, die nicht mehr einwilligen können. Zumindest ist das bei Melanie laut eigener Aussage nie auch nur ein Gedankengang gewesen.