Kinderwunsch mit MS
In MS-Gruppen taucht immer wieder das Thema Kinderwunsch auf, insbesondere die Frage, ob es möglich ist, trotz der Diagnose Multiple Sklerose Kinder zu bekommen. Medizinisch gesehen gibt es keinen Grund, dagegen, allerdings ist es empfehlenswert, dies in einer Phase der MS zu planen, in der sie stabil ist. Eine solche Entscheidung sollte in Absprache mit dem behandelnden Neurologen und einer Gynäkologin getroffen werden (Quelle = www.multiplesklerose.ch).
MS-Themen aus dem Inhalt:
Wichtige Fragen der Betroffenen
Aufgrund meiner eigenen Recherchen in der MS-Community habe ich festgestellt, dass das Thema Kinderwunsch einige Fragen aufwirft. Menschen mit MS denken in der Regel intensiv darüber nach und gelangen zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen. Da sich bei etwa der Hälfte der Frauen mit MS die Krankheit zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr manifestiert, ist der Kinderwunsch für viele Betroffene ein wichtiges Thema.
Was aber genau sind die Fragen, die sich für Betroffene stellen?
- Wann ist der richtige Zeitpunkt? Es empfiehlt sich, eine Schwangerschaft idealerweise während einer stabilen Phase der Erkrankung zu planen. Es ist ratsam, rechtzeitig ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen. Freunde und Familienmitglieder, die bereit sind, bei Bedarf Spaziergänge mit dem Kinderwagen zu machen oder Einkäufe zu erledigen, können eine wertvolle Unterstützung sein, insbesondere in Zeiten, in denen es dir nicht so gut geht.
- Muss die Behandlung angepasst werden? Es ist wichtig, eine Schwangerschaft sorgfältig zu planen, um gegebenenfalls Anpassungen in der Behandlung vornehmen zu können. Einige Therapien sollten schon mehrere Monate vor einer geplanten Schwangerschaft eingestellt werden, während andere während der Schwangerschaft pausiert werden müssen. Es kommt sogar vor, dass auch Männer vor einer geplanten Zeugung bestimmte Medikamente absetzen müssen. Hier sollte man unbedingt Rücksprache mit Fachärzten halten (Quelle = www.mein.ms-life.de).
- Bekommt das Kind später auch MS? Es kursiert(e) ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Multiple Sklerose (MS) vererbt wird. Doch wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder von MS-Betroffenen nur ein minimales Risiko haben. Es gab eine Zeit, bis vor wenigen Jahren, in der Menschen mit MS davon abgeraten wurden, eine Familie zu gründen. Dies geschah vor allem aufgrund der Annahme, dass die chronisch-entzündliche Erkrankung vererbbar sei. Heute ist jedoch klar: Es gibt kein spezifisches MS-Gen. Während genetische Faktoren bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielen, sind sie nur von geringer Bedeutung. Eltern mit MS geben die Erkrankung also nicht direkt an ihre Kinder weiter. Stattdessen können sie lediglich eine genetische Veranlagung übertragen (Quelle = www.leben-mit-ms.de).
- Wie verhält sich die MS während der Schwangerschaft? Im Verlauf einer Schwangerschaft zeigen sich gewöhnlicherweise weniger Schübe, insbesondere in den letzten drei Monaten. Dies ist auf eine vorübergehende, natürliche Schutzfunktion zurückzuführen, die das Immunsystem unterdrückt, um die Einnistung des Fötus im mütterlichen Körper zu ermöglichen. Des Weiteren erfolgt während der Schwangerschaft eine erhöhte Produktion von körpereigenem Kortison. Die MS selbst beeinflusst weder die Schwangerschaft noch die Geburt. Die Erkrankung erhöht nicht das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt. Frauen mit MS können ihre Kinder genauso wie gesunde Frauen auf die gewünschte Weise zur Welt bringen, sei es vaginal oder durch einen Kaiserschnitt. Mehr dazu kannst du übrigens der Seite www.mein.ms-life.de entnehmen (Verlinkung siehe Punkt 2). Aufpassen muss man aber wohl nach der Entbindung. Mir sind einige Erfahrungswerte von Frauen bekannt, wo nach der Schwangerschaft teils heftige Schübe auftraten.
- Kann ich einem Kind überhaupt gerecht werden? Diese Frage muss sich jede Person selbst stellen. Da es sich bekanntermaßen um die Krankheit der 1.000 Gesichtern handelt, variieren auch die Symptome und Einschränkungen der MS von Fall zu Fall. Selbst wenn man heute noch „relativ“ fit ist, können schon morgen gravierende Einschränkungen auftreten. Außerdem hängt es auch vom sozialen Umfeld ab: Kann man sich im Ernstfall auf Unterstützung verlassen? Wissen überhaupt alle beteiligten Personen über die möglichen Risiken (Schübe) Bescheid? Es gibt auch genug Personen, die argumentieren, dass im Laufe des Lebens alles Mögliche passieren kann, nicht nur eine Verschlechterung der MS. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ziehen Betroffene unterschiedliche Schlussfolgerungen, die ich an dieser Stelle nicht beeinflussen möchte.
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Deine Erfahrungen und Gedanken mit uns teilen
Du hast auch eine MS-Diagnose erhalten und möchtest etwas zu diesem Thema beitragen? Wie stehst du zum Thema Kinderwunsch? Kannst du vielleicht aus Erfahrung berichten? Wie ist in deinem Fall die Schwangerschaft gelaufen? Hattest du Schübe? Mussten Therapien verändert oder angepasst werden?
Erfahrungsberichte von Betroffenen lesen
Hier findest du Erfahrungswerte von Menschen mit MS, die über das Thema „Kinderkriegen“ berichten:
- Ich habe Zwillinge bekommen. Nach einem positiven Schwangerschaftstest wurde mir geraten, Tecfidera® abzusetzen. Nach der Geburt versuchte ich zu stillen, und gleichzeitig sollte Copaxone® eingeführt werden. Das Stillen hat jedoch nicht funktioniert, daher habe ich Tecfidera® erneut eingeschlichen. Seit der Schwangerschaft und bis heute (vor fast genau 2 Jahren wurden die Zwillinge geboren) hatte ich keinen Schub. Ich habe vor allem Unterstützung von meinem Mann und seinen Eltern erhalten. (Alexandra)
- Ich musste Tecfidera® recht schnell absetzen, als ich erfuhr, dass ich schwanger bin. Der Arzt teilte mir mit, dass ich während der Schwangerschaft und Stillzeit geschützt bin. Nach der Geburt hatte ich jedoch das Gefühl, dass etwas nicht stimmt und hatte einen Schub. Jetzt warte ich noch ab, bis ich den letzten Schritt beim Abpumpen geschafft habe, um dann mit der Therapie fortzufahren. Die Unterstützung hatte ich seitens Familie, Freunde und meinem Partner definitiv gehabt. Alles in allem verlief alles sehr gut. (Anja)
- Ich wollte eigentlich wegen der MS auf eigene Kinder verzichten. Doch dann wurde der Kinderwunsch so stark, dass wir es doch versuchten. Wir versuchten es lange und schließlich klappte es in einer Kinderwunschklinik. Die Schwangerschaft verlief in Bezug auf meine MS unproblematisch, aber ich hatte andere Schwierigkeiten (Gestose), weshalb die Geburt kurz vor dem Termin eingeleitet wurde. Nach der Geburt erlitt ich eine Blasenlähmung, was sehr beängstigend war und ich katheterisiert werden musste. Glücklicherweise normalisierte sich dies nach ein paar Stunden. Danach war es neurologisch erst einmal ruhig. Das Stillen funktionierte ebenfalls, jedoch hatte ich all die üblichen Herausforderungen, mit denen jede frischgebackene Mutter mit einem Baby zu kämpfen hat. Ich war müde, erschöpft, hatte wunde Brustwarzen und sehnte mich verzweifelt nach 20 Minuten alleine im Badezimmer. Kind Nummer 2 kam dann ohne Behandlung in einer Kinderwunschklinik, drei Jahre später. Die Geburt verlief viel besser als die erste, und es ging mir danach den Umständen entsprechend gut, abgesehen von den üblichen Wochenbettbeschwerden. Meine MS blieb ruhig, bis ich nach meiner zweiten Elternzeit wieder anfing zu arbeiten. Zu dieser Zeit erlebte ich einen weiteren Schub. Während der Schwangerschaften und auch danach habe ich keinerlei Medikamente genommen, daher musste nichts umgestellt oder abgesetzt werden. Im Alltag mit zwei Kindern frage ich mich manchmal, ob ich es ohne die Erkrankung leichter hätte. Doch ich sehe auch in meinem Bekanntenkreis genug gesunde Eltern, bei denen der Küchenfußboden klebt und die Kinder unterschiedliche Socken tragen. Daher denke ich, dass ich vielleicht nicht die allerschlechteste Mutter bin. Wenn wir in den Hochseilgarten gehen, bleibe ich eben unten, während der Rest klettert, und wir fahren nicht oft gemeinsam Fahrrad. Abgesehen davon haben meine Kinder eine weitgehend normale Kindheit und werden durch meine Krankheit nur wenig beeinträchtigt. Im Notfall muss eben der Vater mehr übernehmen, wenn ich mich in der Reha befinde oder aufgrund einer Sehnerventzündung nicht Auto fahren kann. Ich habe die Entscheidung, Kinder zu bekommen, nie bereut. (Anna)
- Die Diagnose MS zu erhalten, ist anfangs ein großer Schock. Zu diesem Zeitpunkt sieht man oft alles sehr pessimistisch, denke ich, und das war bei mir nicht anders. Ich erhielt die Diagnose bereits in jungen Jahren, mit gerade mal 20, und hatte den starken Wunsch, Kinder zu haben. Wenn man bedenkt, in welcher „kranken“ Welt wir leben, fragt man sich, ob es überhaupt sinnvoll ist, noch Kinder in diese Welt zu setzen. MS scheint dann oft das kleinere Problem zu sein, da es viele schlimmere Erkrankungen gibt. Man kann jedoch dafür sorgen, dass die eigenen Kinder gesünder leben als man selbst und alle anderen Risikofaktoren ausschließen kann, um einer MS-Erkrankung vorzubeugen. Meine erste Schwangerschaft war nicht wirklich geplant, ich wurde unter Tecfidera® schwanger. Die Schwangerschaft war gegen Ende schwierig. Ich hatte zwar keinen Schub, aber viele Pseudoschübe und fühlte mich schlecht. Nach der Geburt meines kerngesunden Sohnes, der mittlerweile 7 Jahre alt ist, erlitt ich einen schweren Schub. Die Ärzte nahmen mich nicht ernst, und die Diagnose wurde erst spät gestellt. Ich benötigte ein halbes Jahr, um mich wirklich zu erholen und wieder klarzukommen. Nachdem meine MS dann sechs Jahre lang stabil war, ohne Schübe und Beeinträchtigungen, entschieden wir uns, unserem Sohn ein Geschwisterchen zu geben. Diesmal verlief alles reibungslos: Schwangerschaft, Geburt, kein Schub, alles bestens. Meine Tochter ist mittlerweile 18 Monate alt und gesund. Auch mir geht es sehr gut, und ich führe ein Leben wie jede andere Mutter, lediglich mit Medikamenten. Leider ist meine Mutter nun mit 52 an einem sehr bösartigen Hirntumor erkrankt und wird wahrscheinlich bald sterben. Das zeigt uns, dass wir unser Leben so leben sollten, wie es uns gefällt, unabhängig davon, ob wir eine Krankheit haben oder nicht. Man kann auch nach der Geburt krank werden, sei es durch MS, Komplikationen bei der Geburt, Autounfälle oder andere Erkrankungen. Jeder sollte daher tun, was er für richtig hält. (Edona)
- Mein Mann und ich sind uns noch unsicher, was das Thema Kinder betrifft. Ich habe Angst davor, aber trotzdem wünsche ich mir Kinder. Wir geben uns noch Zeit. Unser Ziel ist es, dies in 5 Jahren anzugehen, vorausgesetzt, mein Medikament bewährt sich weiterhin. Ich müsste es natürlich weit im Voraus absetzen, aber ich würde den Schritt wagen. Ich werde mich über mögliche Unterstützungen informieren. Natürlich geht es um die Frage, ob wir Kinder haben sollten, aber niemand kann vorhersagen, was die Zukunft bringt. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass es wichtig ist, sich Zeit zu lassen, darüber nachzudenken und sich keine Scheu zu haben, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn es am Ende nicht sein soll, dann ist das eben so. (Jennifer)
- Ich befinde mich derzeit in der 23. Schwangerschaftswoche und nehme seit letztem Oktober, als wir den Kinderwunsch hatten, anstelle von Gilenya® Betaferon® ein. Nach der Geburt kann ich dann wieder zu Gilenya® zurückkehren. Ach ja, und mir geht es sehr gut. (Jenny)
- Ich hatte meine Diagnose zum Zeitpunkt der Schwangerschaft noch nicht. Anscheinend hatte ich schon länger Symptome, die ich, wie es so meine Art war, gekonnt ignoriert habe. Die Schwangerschaft verlief auch komplett unproblematisch. Als mein Baby dann 3 Monate alt war, hatte ich meinen ersten Schub, bei dem dann die Diagnose MS feststand. Ich habe all die Unterstützung von meiner Familie und meinem Partner erhalten, die man sich nur vorstellen konnte, als ich im Krankenhaus zur Kortison-Therapie lag. Ich erhalte jetzt auch noch Unterstützung, wenn ich sie brauche, auch wenn wir alle miteinander erst in die Diagnose hineinwachsen müssen. Wir wollten beide nur ein Kind, und nach der Diagnose hat sich diese Entscheidung auch nochmal gefestigt, weil ich einfach Bedenken habe, mehreren Kindern nicht gerecht werden zu können. (Juliane)
- Trotz meiner MS-Diagnose im Jahr 2010 habe ich mich entschieden, Kinder zu bekommen und keinen Tag bereut. Ich habe von mir aus sofort alle Medikamente abgesetzt. Nach der ersten Geburt hatte ich meinen stärksten und schlimmsten Schub. Die Schwangerschaften verliefen alle problemlos, ebenso die Geburten danach. Ich habe dies eigenverantwortlich durchgeführt. Natürlich habe ich zeitnah meinen Neurologen aufgesucht, aber das Wohl und die Gesundheit meiner Kinder standen und stehen für mich an erster Stelle. In der heutigen Zeit ist es erstaunlich, dass Schwangere oft nicht einmal Nasentropfen oder Paracetamol nehmen dürfen, während gleichzeitig so starke Medikamente in Betracht gezogen werden!? Jeder muss diese Entscheidung natürlich für sich treffen. Ich bin eben kein Musterpatient. (Karolina)
- Ich habe meinen Sohn vor der Diagnose bekommen. Allerdings war mein erster ignorierte Schub zu diesem Zeitpunkt bereits 6,5 Jahre her und es ist nichts mehr aufgeflammt. Auch nach der Diagnose blieb das Thema Kinder im Raum, ich wollte meinen Körper selbst entscheiden lassen. Allerdings wollte er nicht mehr, nach zwei Fehlgeburten ist das Thema für mich jetzt abgeschlossen. (Katharina)
- Ich habe meine beiden Kinder vor meiner MS-Diagnose bekommen. Die Diagnose kam, als mein jüngster Sohn kurz vor seinem dritten Geburtstag stand, und zu der Zeit war ich alleinerziehend. Der Vater des jüngsten Kindes ist unbekannt (der Vater wünscht keinen Kontakt), daher benötigte ich bei jedem Krankenhausaufenthalt jemanden vor Ort, um sich um das Kind zu kümmern. Das war eine große Herausforderung und nicht immer einfach umzusetzen. Die Kinder leiden sehr unter jedem Schub und müssen früh Verantwortung übernehmen. Mein älterer Sohn war bei meiner Diagnose bereits 13 Jahre alt, und nach dem Krankenhausaufenthalt erhielten wir keine Haushaltshilfe. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich mich heute wahrscheinlich gegen Kinder entscheiden, obwohl ich sie sehr liebe. In den Herbstferien zieht mein jüngster Sohn in eine Wohngruppe, diese Entscheidung habe ich getroffen, da er mit sechs verschiedenen Diagnosen lebt und die Betreuung im Krankheitsfall nicht mehr gewährleistet ist. (Kathi)
- Wir haben letztes Jahr unser kleines Mädchen bekommen und ich bin sehr dankbar dafür. Ich habe die Diagnose MS im Jahr 2007 erhalten und meinen letzten schweren Schub 2012 gehabt. Ich habe mit meiner Neurologin gesprochen, und wir haben dann entschieden, wie wir das am besten wegen der Medikamente regeln. Also habe ich knapp 2 Jahre vorher Gilenya® abgesetzt, dann mit Mavenclad® angefangen (man nimmt es nur einmal im Jahr), den Zyklus abgeschlossen, und dann musste man noch ein gutes halbes Jahr warten, bis man schwanger werden kann. Nun ja, wir haben es dann versucht und ich bin sofort schwanger geworden. Die Schwangerschaft verlief total unproblematisch (keine Schübe, sogar vorhandene Schäden wurden besser). Und jetzt, fast ein Jahr nach der Geburt, geht es mir immer noch gut, im MRT sind keine neuen Herde zu sehen. Ich habe mich für ein Kind entschieden, weil ich den richtigen Mann an meiner Seite habe und eine großartige Familie. Wenn irgendwann mal etwas sein sollte, habe ich die nötige Unterstützung, die ich eventuell brauchen könnte. (Kathrin)
- Ich habe seit 2019 MS und begann mit Gilenya®, wechselte dann aber zu Mavenclad®. Nach meinen Zyklen und einer Wartezeit wurde ich im Jahr 2022 schwanger und brachte im März 2023 Zwillinge zur Welt, die jedoch 10 Wochen zu früh kamen. Trotz des enormen Stresses aufgrund der ständigen Pendelei zwischen Zuhause und dem Krankenhaus hatte ich seit Beginn meiner Therapie keinen Schub mehr. Jetzt bleibt mir kaum Zeit, über die MS nachzudenken, da meine Familie mich überall und immer unterstützt. Ich bin froh, mich für meine beiden Jungs entschieden zu haben und ich würde diese Entscheidung immer wieder treffen. Ich hatte jedoch schon zuvor nie den Kopf in den Sand gesteckt und nicht viel über die MS nachgedacht. Übrigens habe ich seit Beendigung der Mavenclad®-Therapie keine Medikamente mehr eingenommen. Ich bin jedoch nicht dagegen und würde im Falle einer Verschlechterung gerne eine Basistherapie beginnen oder einen erneuten Zyklus mit Mavenclad® durchführen. (Laura)
- Ich habe eine gesunde Tochter bekommen, 4 Jahre nach meiner Diagnose mit MS. Es war eine bewusste Entscheidung und ein absolutes Wunschkind. Die Frage, was ich meinem Kind für ein Leben bieten kann, trotz meiner ‚Behinderung‘ (noch habe ich keine sichtbaren Einschränkungen), hat sich mir nie gestellt – schließlich kann selbst ein vermeintlich gesunder Mensch in ein Auto steigen, einen Unfall haben und plötzlich ist nichts mehr wie zuvor. Ich hatte eine Basistherapie mit Aubagio® und habe diese vor der Schwangerschaft abgesetzt, dabei regelmäßig meine Werte überwachen lassen, bis sie irgendwann in Ordnung waren. Dann wurde ich sofort schwanger, und während der Schwangerschaft ging es mir so gut wie nie zuvor, ohne jegliche Probleme. Nach der Geburt hatte ich einen Schub, jedoch konnte ich mit Kortison und der Therapie mit Aubagio® alles wieder in den Griff bekommen. Ich erhielt großartige Unterstützung von meinem Ehemann und meiner Familie, was sehr schön war, immer und zu jeder Zeit, in jeder Hinsicht. Eine Schwangerschaft, die Geburt und die Zeit danach sind für viele Frauen nicht einfach, und man erlebt eine Achterbahn der Gefühle. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich diese Entscheidung jederzeit wieder treffen würde, und ich kann nur betonen, dass man nicht nur wegen einer Krankheit auf Kinder verzichten sollte. Sprecht mit euren Ärzten, eurem Partner und vertraut eurem Bauchgefühl. (Lisa)
- Ich habe vorher Tecfidera® als Therapie genommen und meiner Neurologin mitgeteilt, dass wir versuchen, ein Kind zu bekommen. Ich durfte es weiterhin nehmen, aber sobald ich schwanger bin, sollte ich das Tecfidera® sofort absetzen. In der Schwangerschaft habe ich gar nicht mehr gemerkt, dass ich überhaupt MS habe. Mir ging es super. Nach der Schwangerschaft habe ich nicht gleich wieder mit einem Medikament begonnen. Ich hatte fünf Monate nach der Geburt einen Schub, der aber zum Glück von selbst wieder komplett besser wurde (wahrscheinlich aufgrund des damaligen enormen Stresses). Mein Sohn ist jetzt 1,5 Jahre alt, und ich nehme immer noch keine Medikamente. Ich habe großartige Unterstützung von meinem Mann und den Patenonkeln unseres Sohnes. Das hat jedoch nichts mit der MS zu tun, sondern liegt daran, dass ich leider unter Depressionen leide, die aufgrund einer traumatischen Geburt entstanden sind. (Marina)
- Ich habe meinen Sohn 6 Jahre nach meiner MS-Diagnose bekommen. Während dieser Zeit habe ich Tysabri® erhalten, und das nehme ich immer noch ein. Nach einem positiven Schwangerschaftstest habe ich das Medikament direkt abgesetzt und erst zwei Monate nach der Geburt wieder begonnen. Während der Schwangerschaft hatte ich keine Schübe, und auch das MRT nach der Geburt zeigte keinen Befund. Mein Sohn ist nun 4 Jahre alt und natürlich erlebe ich wie alle Eltern gelegentlich Herausforderungen, aber das hat eher wenig mit meiner MS zu tun. Eltern, deren Kinder im gleichen Alter sind, verstehen sicher, was ich meine. Mein Mann hat mich von Anfang an unterstützt und übernimmt Aufgaben, wenn ich Hilfe benötige. Bezüglich der Vererbung: Eine Kinderneurologin hat mir deutlich gesagt, dass man sich keine Sorgen wegen der Vererbung von MS machen sollte, da es nicht bewiesen ist. Ich bin auch die erste in meiner Familie, die MS hat. Man sollte sein Leben so gut wie möglich leben, und es ist durchaus möglich, ein Kind in sein Leben aufzunehmen, sogar mit der Diagnose MS. (Mireille)
- Ich/wir haben uns aus mehreren Gründen bewusst dagegen entschieden. Ich habe von so vielen Fällen gehört und gelesen, in denen die MS doch vererbt wurde, und das könnte ich mir nicht verzeihen. Des Weiteren weiß ich nicht, wie die MS mich noch einschränken wird. Ich hatte bereits schwere Schübe in den Händen und Beinen. In solchen Zeiten hätte ich weder ein Kind anziehen, wickeln, noch halten können, geschweige denn mit ihm spazieren gehen. Das bedeutet, ich wäre dauerhaft auf Hilfe angewiesen gewesen und hätte gleichzeitig mein Kind eingeschränkt. Allzu schwer ist mir diese Entscheidung allerdings auch nicht gefallen, da ich nie einen starken Drang verspürt habe, ein Kind zu bekommen. (Nadine)
- Ich bin mittlerweile 50 Jahre alt und habe meine Diagnose kurz nach der Geburt meines zweiten Sohnes erhalten, den ich im Alter von 42 Jahren bekommen habe. Wahrscheinlich hatte ich MS schon lange, da ich einige Symptome wie Sehstörungen nicht einordnen konnte und sie auf meine Migräne geschoben wurden. Meine beiden Kinder sind gesund, und auch beide Schwangerschaften verliefen problemlos. Nur danach hatte ich Schübe, wie ich jetzt weiß. Ich bin froh, damals nicht direkt von meiner Erkrankung gewusst zu haben. Ich weiß nämlich nicht, ob ich mich gegen Kinder entschieden hätte. (Nicole)
- Ich habe mein Kind nach der Diagnose bekommen und meine Basistherapie, unter der es mir dank der Nebenwirkungen wirklich nicht gut ging, abgebrochen. Während der Schwangerschaft ging es mir so gut wie nie zuvor. Auch vier Jahre danach habe ich keine Basistherapie mehr begonnen, keine neuen Herde und keine Einschränkungen. (Nina)
- Wir haben alle Überlegungen in die Richtung mit der Diagnose abgelegt. Das Risiko, einem Kind nicht gerecht werden zu können, ist zu groß. Noch größer ist die Angst, die MS weiterzugeben. So viele Geschichten um mich herum hatten MS bereits in der Familie, bei Eltern und Geschwistern. Ja, es soll eher unwahrscheinlich sein, aber meine Realität ist eine andere. (Petra)
- Als mein Mann die Diagnose erhielt, war ich hochschwanger mit unserem ersten Kind. Es war ein großer Schock. Wir beide dachten, wenn die Diagnose vor der Schwangerschaft gekommen wäre, hätten wir darauf verzichtet, Eltern zu werden. Unsere Angst war so groß, dass wir nicht sicher waren, ob wir unseren zukünftigen Elternpflichten gerecht werden könnten. Aber, was soll ich sagen? Zwölf Jahre später geht es meinem Mann immer noch sehr gut, und wir haben den Mut gefasst, es noch einmal zu versuchen. Unser zweites Kind wird bald drei Jahre alt. Wir sind überglücklich, unsere Kinder zu haben. Wir haben gelernt, dass man im Leben nicht alles planen kann, und haben nicht eingesehen, auf ein zweites Kind zu verzichten und unserer Tochter die Erfahrung eines Geschwisterchens vorzuenthalten. Meinem Mann geht es nach 15 Jahren mit MS immer noch prima. Natürlich wissen wir, dass es auch schwere Verläufe geben kann und sich die Situation jederzeit ändern kann. Aber das gilt für jeden, denn jedem kann etwas Schlimmes widerfahren. Ich selbst bin das beste Beispiel dafür. Als „das gesunde“ Elternteil wurde bei mir kurz nach der zweiten Schwangerschaft Krebs diagnostiziert. Glücklicherweise wurde er im Frühstadium erkannt, und ich gelte als geheilt. Das hat uns einmal mehr gezeigt, wie unvorhersehbar das Leben sein kann. (Petra)
- Ich bin eine dreifache Mama mit MS. Allerdings musste ich mich nicht entscheiden, denn die MS trat erst nach der Geburt meiner Kinder auf. Ich weiß nicht, ob das für dich relevant ist, aber meine Entscheidung wäre definitiv zugunsten meiner Familie gefallen. Ich denke jedoch, dass es vollkommen verständlich ist, wenn sich jemand dagegen entscheidet, insbesondere wenn die MS große Beeinträchtigungen mit sich bringt. (Ramona)
- Ich habe die Entscheidung gegen Kinder getroffen, so schwer und traurig sie mich auch macht. (Rebecca)
- Ich kann aktuell noch nicht viel sagen, da ich noch ca. 6 Wochen schwanger bin. Aber zu zwei Punkten kann ich schon etwas sagen. Eigentlich wollten wir nach der Diagnose keine Kinder mehr bekommen, aber wie das Leben so spielt, wurde ich trotz Verhütung schwanger. Der Verdacht damals könnte an Rebif® gelegen haben, aber genau wissen wir es nicht. Ich musste dann auch relativ schnell Rebif® absetzen und bin aktuell ohne Medikamente. Zurzeit fühle ich mich auch richtig gut. Ich bin seit 8 Monaten schubfrei und fast vollständig beschwerdefrei, abgesehen von den tauben Händen und Beinen. Allerdings wurde mir schon oft gesagt, dass gerade nach der Schwangerschaft ein Schub entstehen kann, und davor habe ich große Sorge. Aber zum Glück wissen im Notfall Freunde und Familie Bescheid, die sich dann auch um meine anderen Mädels kümmern werden. Nach der Schwangerschaft werde ich wohl ein anderes Medikament bekommen, da ich mich sterilisieren lassen möchte und dann definitiv kein Kind mehr kommen soll. Man weiß ja nicht, wie sich die MS entwickelt. (Sabine)
- Ich habe meine Medikamente während der Schwangerschaft abgesetzt und erlebte einen schweren Schub in dieser Zeit. Nach der Geburt habe ich eine neue Medikation begonnen und bin gespannt, ob es zu einem großen Schub kommt, wie oft berichtet wird. In der ersten Woche erhielt ich 1 Gramm Cortison, und in der zweiten Woche 2 Gramm. Nach einigen Wochen bemerkte ich eine Besserung. Abgesehen von diesen Herausforderungen verlief die Schwangerschaft gut. (Sabrina)
- Ich habe meine Kinder vor meiner MS-Diagnose bekommen. Rückblickend betrachtet hatte ich jedoch bereits einige Schübe erlebt. Bei der Diagnose war mein jüngster Sohn erst 1 1/2 Jahre alt. Ich liebe meine Kinder über alles, aber ehrlich gesagt hätte ich wahrscheinlich keine Kinder bekommen, wenn ich damals von meiner MS gewusst hätte. An manchen Tagen ist es wirklich sehr anstrengend. Leider bekomme ich von meinem Partner überhaupt keine Unterstützung. Da ich äußerlich gesund aussehe, wird oft angenommen, dass ich keine Krankheit habe. Meine ältere Tochter ist bereits 8 Jahre alt und sehr selbstständig. Mein kleiner Sohn wird bald 3, und oft stoße ich an meine Grenzen. Hätte ich meine Mama nicht, würde ich untergehen. (Samantha)
- Ich habe mein erstes Kind vor der Diagnose bekommen. Nach der Geburt muss ich mehrere Schübe gehabt haben, bei denen die Symptome auf andere Erkrankungen geschoben wurden (Bandscheibenvorfall, Psyche). Nachdem ich einen sehr starken Schub hatte und die Erkrankung festgestellt wurde, wollten wir erst einmal keine Kinder mehr. Ich wurde auf Kesimpta® eingestellt. Jedoch wurde der Wunsch nach einem zweiten Kind zu groß. Während der Schwangerschaft war ich therapiefrei und hatte nur einen kleinen Schub. Nun ist die zweite Maus 3 Wochen alt, und in 3 Tagen beginne ich wieder mit Kesimpta®. (Tatjana)
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Noch eine weitere Sicht der Dinge von Petra
Frau sollte auch darüber nachdenken, wie es einem Kind gehen könnte, wenn die Mutter krank ist. Meine Mutter hat MS und zwar einen schweren Verlauf. Als ich 11 Jahre alt war, wurde sie zum Pflegefall, benötigte einen Rollstuhl und konnte nichts mehr alleine erledigen. Ich habe mich dann ab dem Alter von 11 Jahren um meine Mutter gekümmert, meine kleine Schwester aufgezogen und auch meinen Vater unterstützt (der zum Glück zumindest Geld verdient hat). Meine Kindheit war sehr belastend. Ich gebe meiner Mutter nicht die Schuld, aber Verwandte und Bekannte, die einfach zugesehen haben, tragen ebenfalls Verantwortung. Jetzt habe ich selbst MS, und das Thema Kinder bekommen kam für mich nie in Frage.
Ich möchte hier übrigens keine Partei ergreifen oder das Kinderkriegen per se in ein schlechtes Licht rücken. Es gehört meiner Meinung nach jedoch dazu, auch eine solche Sichtweise zu teilen. Beim Thema Kinderwunsch gibt es nun mal unterschiedliche Meinungen und auch Erfahrungen von Menschen mit MS.