MS-Ambulanzen
Mit dieser Themenseite widme ich mich einer Frage, die vor einigen Wochen aus der MS-Community an mich herangetragen wurde: Was unterscheidet MS-Ambulanzen von einem Krankenhaus mit guter Neurologie? Da ich diese Frage selbst nicht beantworten konnte, habe ich vier MS-Ambulanzen kontaktiert und dort um Hilfe gebeten. Geantwortet hat mir André Kampmann, Geschäftsführer der Sauerlandklinik Hachen.
MS-Themen aus dem Inhalt:
Was genau ist eine MS-Ambulanz?
Folgende Worte stammen von André Kampmann, dem Geschäftsführer der Sauerlandklinik Hachen, die ich sehr gerne mit euch teilen möchte:
Bei der Definition der „MS-Ambulanz“ ist eine rechtliche und eine inhaltliche Seite zu unterscheiden. Die rechtliche Seite erläutere ich Ihnen am Beispiel unserer Spezialambulanz. In §116b SGB V ist geregelt, dass Krankenhäuser für ausgewählte Krankheitsbilder (unter anderem MS) Zulassungen zur ambulanten Behandlung beantragen können. Die dafür erforderlichen Strukturen (Mindestfallzahl, Facharztkompetenz, erforderliche Kooperationspartner, Ausstattung der Ambulanz etc.) legt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) fest. Erhält man als Krankenhaus die Zulassung, kann man Patienten behandeln, die – wie in unserem Fall – an MS erkrankt sind. Andere Krankheitsbilder, auch wenn sie verwandt sind, dürfen nicht behandelt werden. Im Fall der Sauerlandklinik orientiert sich auch die inhaltliche Ausrichtung am Krankheitsbild MS. Alle erforderlichen Diagnostikverfahren werden eingesetzt und unser Personal verfügt über umfangreiche Erfahrungen mit dem Krankheitsbild Multiple Sklerose. Sofern erforderlich, könnten wir eine notwendige stationäre Behandlung „aus einer Hand“ anbieten.
Da es in Deutschland auch andere rechtliche Möglichkeiten gibt, ambulante Leistungen an Krankenhäusern anzubieten (z.B. persönliche Ermächtigung einzelner Fachärzte) und der Begriff „MS-Ambulanz“ in keiner Weise fest definiert oder geschützt ist, sind auch an „normalen“ Kliniken, die Fachärzte für Neurologie beschäftigen, derartige Ambulanzen zu finden. Eine Benennung nach speziellen Krankheitsbildern ist oftmals ohne Weiteres möglich.
Aus Patientensicht würden wir dazu raten, dass man sich ein Bild über die inhaltliche Ausgestaltung der Ambulanz macht (Diagnostikangebot, Fallzahl MS, Erfahrung der in der Ambulanz tätigen Ärzte etc.), bevor man sich für eine Behandlung entscheidet.
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Ambulanzen/Kliniken für Menschen mit MS
Für viele Betroffene stellt sich wohl irgendwann die Frage, welche Klinik sich eigentlich am besten für eine Behandlung von Multiple Sklerose eignet. Mir ist übrigens durchaus bewusst, dass unter anderem subjektive Empfindungen und/oder individuelle Erfahrungen bei der Klinikempfehlung eine Rolle spielen können. Die Internetseiten www.klinikkompass.com und www.klinikradar.de haben beispielsweise Ambulanzen/Kliniken gelistet, die speziell für Menschen mit MS sind. Dort gibt es auch noch Fakten wie Fallzahlen und verfügbare Betten zu lesen.
Die Sauerlandklinik Hachen in Sundern hatte 2021 wohl die meisten Behandlungsfälle, was Menschen mit MS betrifft. Umso glücklicher bin ich, dass sich ausgerechnet der Geschäftsführer dieser MS-Ambulanz Zeit für mich/uns genommen und meine Frage beantwortet hatte. Eine Übersicht der MS-Zentren in Österreich kannst du übrigens der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien (www.msges.at) entnehmen.
MS-Themen aus dem Inhalt:
Deine Erfahrungen mit uns teilen
Du hast auch eine MS-Diagnose erhalten und möchtest etwas zu diesem Thema beitragen? In welcher MS-Ambulanz wurdest du bisher behandelt und wie genau lauten deine Erfahrungen? Was wurde gemacht? War es zur Diagnose, eine Schub-Therapie, Verlaufskontrolle oder zu Forschungszwecken?
Erfahrungsberichte von Betroffenen lesen
Hier findest du Erfahrungswerte von Menschen mit MS, die über das Thema „MS-Ambulanzen“ berichten:
- Ich bin seit meiner Erstdiagnose 2012 in der MS-Sprechstunde der Uni Essen angebunden. Dort war ich auch stationär bei der Erstdiagnose. Ich bin dort sehr zufrieden und glücklich. Ich bin immer bei demselben Arzt, dessen Forschungsgebiet MS ist. Ich nehme den weiten Weg und den Zeitaufwand gerne in Kauf, weil ich mich dort gut aufgehoben fühle. Folgetermine mache ich immer direkt vor Ort aus (2x/Jahr) für 6 Monate später. Das MRT bekomme ich dort auch einmal im Jahr in derselben Technik, sodass die Bilder vergleichbar sind. (Astrid)
- Ich werde seit meiner Diagnose 2021 in der MS-Ambulanz der Berliner Charité behandelt und bin insgesamt recht zufrieden. Man begegnet sich auf Augenhöhe und wird als Patient ernst genommen. Ich habe das Gefühl, dass meiner Neurologin ein gutes „Miteinander“ wichtig ist. Es werden andere Ansichten und Therapiemöglichkeiten akzeptiert, und teilweise werden gemeinsam auch unübliche Wege gegangen. An der Atmosphäre vor Ort könnte man noch arbeiten. Aber rein fachlich kann ich diese Ambulanz empfehlen. (Jenny)
- Ich war anfangs nach der Diagnose in der medbo in Regensburg, in der MS-Ambulanz. Dort wurde ich sehr gründlich untersucht und bezüglich der Medikamente aufgeklärt. Dann war ich nach einiger Zeit noch einmal zur Kontrolle dort. Jetzt bin ich bei einem ansässigen Neurologen, dort bekomme ich meine Rezepte. Sollte sich mein Zustand verschlechtern, kann ich jederzeit zur Ambulanz. (Lisa)
- Ich habe keinen direkten Vergleich. Ich war bei einem Neurologen, der den Verdacht auf MS gestellt hat, und er wollte, dass ich eine Lumbalpunktion mache. Für mich war das eine Schocknachricht, weshalb ich mich danach direkt an eine Spezialambulanz gewendet habe. Dort wurde ich so herzlich aufgenommen. Ich habe geweint, und gleich zwei Angestellte haben mit mir darüber gesprochen. Alle Fragen werden beantwortet, es fühlt sich familiär an, weil man bestimmte Gesichter auch immer wieder sieht, und ich habe das Gefühl, dass selbst an vollen Tagen sich immer Zeit genommen wird. Dass nicht alle Symptome ernst genommen werden, ist vermutlich normal, aber wenn es für meine Ärztin notwendig klingt oder ich explizit etwas anfrage, dann klappt das auch. (Sauerlandklinik Hachen). (Lydia)
- Ich bin bei der MS-Ambulanz im Uniklinikum Magdeburg. Ich fühle mich dort im Großen und Ganzen gut aufgehoben. Die Schwestern sind sehr einfühlsam und die verantwortliche Neurologin nimmt sich immer sehr viel Zeit. Sie fragt immer, wie es mir geht, und macht die üblichen Tests, die ich bei meiner Neurologin vermisse. Die Ambulanz arbeitet ausschließlich mit einer nicht quartalsübergreifenden Überweisung vom Neurologen. Das Einstellen auf das Medikament, das ich ab September bekommen werde, übernimmt sowohl die MS-Ambulanz als auch meine Neurologin. (Mandy)
- Ich bin in der MS-Ambulanz im Heinrich-Braun-Klinikum in Zwickau und damit sehr zufrieden. Neurologin und MS-Schwester sind klasse. Man braucht auch nirgendwo anders hinzugehen. Egal ob Rezepte, BT-Einstellung oder sonstiges (MRT ist auch gleich in einem Haus nebenan, den Termin macht man gleich in der MS-Ambulanz), alles ist top. Man darf auch gern mal einen Angehörigen mitbringen, falls dieser Fragen zur MS hat, die man selbst nicht beantworten kann. Das Einzige, was man braucht, ist die Überweisung vom Hausarzt. Die Neurologie ist auch gleich in der Station darüber. Also, ich kann es dort nur empfehlen. (Matthias)
- Ich war ein paar Jahre in der MS-Ambulanz in Lüdenscheid, um Tysabri® zu bekommen. Ich fühlte mich dort sehr gut aufgehoben und betreut. Die MS-Schwester war super lieb und hochkompetent. Man musste nur vom Neurologen oder Hausarzt das Rezept für das Medikament holen, es in der Apotheke einlösen und dann in die Ambulanz mitnehmen. Das war etwas umständlich, aber machbar. (Sabine)
- Ich bin sehr gut versorgt: MS-Schwerpunktpraxis „E/M/S/A“ in Singen, Quellenhof in Bad Wildbad, Schmiederklinik in Konstanz und Selzerklinik in Schönmünzach, und ich wohne genau in der Mitte mit unter 100 km Abstand. Für mich ideal. (Stefan)
- Ich bin in Hamburg im St. Georg Krankenhaus in der MS-Ambulanz, aber nur für Ocrevus®. Für alles andere gehe ich zu meinem Neurologen. Ich bin bis jetzt zufrieden mit dem Arzt und der Arzthelferin. Ich melde mich morgens für die Ocrevus®-Infusion an, dann kommt der Arzt und fragt, wie es einem geht. Kurz danach bekommt man die Medikamente für die Ocrevus®-Behandlung. Ab und zu bekommt man auch mal Kaffee, und wenn man fertig ist, darf man gehen. Man muss nicht für eine Stunde zur Überwachung bleiben. (Sven)
- Ich kann die Selzer Klinik in Baiersbronn/Schönmünzach empfehlen. Ich habe mich dort sehr gut aufgehoben gefühlt! Eine MS-Ambulanz habe ich in dem Sinne nicht. Ich werde immer vom Neurologen betreut. (Tatjana)
- Ich habe die Sauerlandklinik in 15 Autominuten Entfernung. (Ambulanz + Klinik) Damit ergänze ich meinen Neurologen, der in ca. fünf Gehminuten Entfernung seine Praxis hat. Ich bin im Januar in der Sauerlandklinik gewesen. Der 16-tägige Aufenthalt hat mir körperlich geholfen. Jetzt arbeite ich zusammen mit der Ambulanz am Wechsel des MS-Medikaments. (Thomas)
- In der Neuroambulanz in Lemgo bin ich persönlich in sehr guten Händen. Es gibt regelmäßige Verlaufskontrollen, zwei ausführliche Arztgespräche pro Jahr, und wenn etwas ist, sofort einen Termin dazwischen. Das MRT wird direkt im Klinikum gemacht, alle weiteren Dinge ebenfalls. Die Blutwerte bekomme ich immer mit für meinen Hausarzt. Die Behandlung ist super freundlich, die Neurologen in der MS-Ambulanz sind sehr gut, und es gibt wirklich gute Patientenaufklärung und Beratung. (Thorsten)
- Ich empfehle das Sankt-Josef-Krankenhaus in Berlin-Weißensee. Es ist eine super Klinik. Man fühlt sich gut aufgehoben und rundum versorgt. (Ulrike)
- Ich bin in einer MS-Spezialambulanz, die direkt neben dem Klinikum liegt. Sie vereinbaren für mich die MRT-Termine, kümmern sich generell um den Papierkram. Ich habe dort auch schon die Kortisonstoßtherapie bekommen. Sie verschreiben mir meine Medikamente und beschäftigen sich ausschließlich mit MS und der dazugehörigen Forschung. Und ich gehe dort einmal im Jahr auch für einen großen Check hin. Sicher treffen einige Punkte auch auf eine allgemeine Neurologie zu, aber ich würde meinen, nicht alle so umfassend. Ich habe allerdings keinen Vergleich. Das ist nur meine bisherige Erfahrung. (Xenia)
- Ich bin auch bei einer MS-Ambulanz (Martin Gropius KH in Eberswalde). Dort bekomme ich alle 4 Wochen meine Infusion. Ich muss mich nicht um das Medikament kümmern; es ist immer für mich da. MRT-Termine werden organisiert, regelmäßige Blutkontrollen finden statt, und ich bekomme Rezepte für Vitamin D, Physiotherapie und Ergotherapie ohne Umstände. Auch Sativex® war kein Problem. Es gibt auch eine Tagesklinik. Kortison könnte ich dort ebenfalls erhalten, und jederzeit kann ich im Rahmen der Infusion mit einer Ärztin sprechen. Ich fühle mich dort sehr gut aufgehoben und gut beraten. (Yvonne)