Zwei Ärzte in weißen Kitteln analysieren MRT-Scans und besprechen mögliche MS-Schübe.

MS-Schub erkennen

In den knapp sechs Jahren seit meiner MS-Diagnose habe ich so einiges gesehen und gelesen. Eine Frage, die mir immer wieder auffällt, lautet: „Ist das ein Schub? Ja oder nein?“ Aus diesem Grund möchte ich mich diesem Thema widmen und, wie immer, dabei auch Betroffene zu Wort kommen lassen. Was ist ein MS-Schub? Wie läuft ein MS-Schub ab? Wie lange halten MS-Schübe an und wie oft treten Schübe eigentlich auf?

MS-Themen aus dem Inhalt:

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Ein Arzt überprüft die Ergebnisse von Hirntests mit einer Computerschnittstelle in einem hochmodernen medizinischen Umfeld.

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Was ist ein MS-Schub eigentlich?

Ein MS-Schub ist eine plötzliche Verschlechterung der Symptome bei Menschen, die an Multipler Sklerose leiden. MS ist übrigens eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem fälschlicherweise das schützende Gewebe um die Nervenfasern angreift. Ein MS-Schub tritt auf, wenn es zu Entzündungen oder Schädigungen in den Nervenbahnen kommt, was zu neuen oder verstärkten neurologischen Symptomen führt.

 
Die Symptome eines MS-Schubs können von Person zu Person unterschiedlich sein und hängen von der betroffenen Region im zentralen Nervensystem ab. Ein Schub kann über Tage, Wochen oder sogar Monate anhalten. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Veränderung im Krankheitsverlauf zwangsläufig ein Schub ist. Manchmal können sich die Symptome stabilisieren oder verbessern. Wenn man sich verschiedene Quellen ansieht, unter anderem www.msges.at, wird immer wieder betont, dass die neurologischen Symptome mindestens 24 Stunden anhalten müssen, damit man von einem MS-Schub sprechen kann.

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Was sagen Menschen mit MS über Schübe?

In der MS-Community hatte ich danach gefragt, wie andere Betroffene das Thema „MS-Schub“ beschreiben würden. Wie würden sie es einer anderen Person erklären? Nachfolgend habe ich einige Aussagen von Menschen mit MS über dieses Thema zusammengetragen:

  • Ich würde es so beschreiben: Wenn du eine Sache nicht mehr machen kannst, zum Beispiel laufen, gibt es etwas, das dich daran hindert, wie Kraftlosigkeit und Schwäche. Deine Beine gehorchen dir nicht mehr, egal was du versuchst. (Annika)
  • Bei mir war es immer ein Schub, wenn etwas „anders“ war als „normal“ und länger als 48 Stunden andauerte. Manchmal trat ein Schleier vor den Augen auf, es gab Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen, Kribbeln am Körper bei Berührung, Missempfindungen zwischen Kälte und Wärme, Lustlosigkeit und Müdigkeit, Schwindel, … (Birgit)
  • Für mich persönlich ist das einfach zu beantworten. Kribbeln, Missempfindungen und Ähnliches werte ich nicht als Schub, selbst wenn sie länger als 24 Stunden anhalten. Erst bei Lähmungen der Arme oder Beine oder starken Sehstörungen persönlich betrachte ich es als Schub und dann warte ich auch keine 24 Stunden. Ob ich dann Kortison nehme, hängt von der Stärke des Schubs ab. Das Erklären, dass ich einen Schub habe, mache ich schon lange nicht mehr. (Carsten)
  • Für mich ist ein MS-Schub dann gegeben, wenn er länger als 24 Stunden anhält. Ich differenziere jedoch. Handelt es sich um Kribbeln, Missempfindungen oder auch Taubheit in kleinen Bereichen, lehne ich Kortison ab und setze es aus. Bei extremem Schwindel, Gleichgewichtsproblemen oder Sehstörungen suche ich hingegen den Neurologen auf und lasse mir Kortison verschreiben. Tritt alles jedoch in einer Stresssituation auf, wie zum Beispiel aktuell, wo Handwerker seit 4 Wochen im Haus arbeiten, betrachte ich es „nur“ als Nebenerscheinungen. (Hermine)
  • Wenn plötzlich Dinge wie Gehen oder Greifen nicht mehr so funktionieren wie früher, oder wenn ein Körperteil dir nicht mehr gehorcht… dann ist es ein Schub. Oder wenn du Doppelt siehst, oder Dinge sich nicht mehr so anfühlen wie gewohnt – alles, was du tun möchtest, was für andere ein selbstverständlicher Ablauf ist, nicht mehr tun kannst. (Monika)
  • Ein MS-Schub ist eine Explosion in den Nerven, die eine Behinderung auslöst und unbehandelt ein bis drei Monate anhalten kann. (Nastassia)
  • Plötzlich wird man aufmerksamer und es fällt auf, dass etwas anders ist. Ab diesem Moment des Zweifels kommt man nicht mehr aus dem Gedankenkarussell heraus. Die Symptome sollen 24 Stunden anhalten und wenn wir ehrlich sind, erleben wir sie meistens weit darüber hinaus – Einfach, weil der Alltag uns mitzieht. Aber genau das ist MS. Sie zeigt uns sehr genau, dass wir gut, vielleicht sogar besser, auf uns achten sollten. (Niese)
  • Ein Schub liegt vor, wenn MRT und Lumbalpunktion dies bestätigen. Alles andere sind „Begleiterscheinungen“. Im letzten Sommer hatte ich 12 Tage lang einen tauben Fuß. Tatsächlich handelte es sich jedoch nicht um einen Schub, sondern nur um Uhthoff. In meiner Wohnung war es zu der Zeit nie unter 27 Grad, daher hatte ich den Kollegen Uhthoff ungewöhnlich lange und durchgehend an meiner Seite. Obwohl oft von den 24 Stunden gesprochen wird, kann ich nach meiner Erfahrung sagen, dass dies wenig aussagekräftig ist. (Sonja)
  • Stell dir grob das Nervensystem wie einen Sicherungskasten mit verdammt vielen Kabeln vor (natürlich ungeordnet). Die MS isoliert die Kabel (Nerven) ab. Ist die Isolierung (Myelin) weg, liegen die Kabel blank und es kommt zu einem Kurzschluss (Schub). So wurde mir das vor 19 Jahren erklärt. (Stephan)

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Wie läuft ein MS-Schub für Betroffene ab?

Ein sogenannter MS-Schub zeigt sich durch eine plötzliche Verschlechterung der Symptome bei Menschen mit Multipler Sklerose. Dabei können vielfältige Symptome auftreten, die von Mensch zu Mensch variieren. Manche Schübe sind vergleichsweise mild und klingen spontan wieder ab, während andere schwerwiegender sind und möglicherweise eine gezielte Behandlung erfordern. Hier ist eine grobe Vorstellung davon, wie ein MS-Schub ablaufen kann:

  1. Auslöser: Der genaue Auslöser eines MS-Schubs ist oft nicht eindeutig feststellbar. Es wird angenommen, dass eine fehlgeleitete Immunantwort dazu führt, dass das Immunsystem das schützende Myelin um die Nervenfasern angreift.
  2. Entzündung und Schädigung: Infolge dieses Angriffs kommt es zu Entzündungen und Schädigungen an den betroffenen Nerven. Diese Schädigung führt dazu, dass die Nervenimpulse nicht mehr effektiv weitergeleitet werden können.
  3. Auftreten von Symptomen: Die Art der Symptome kann stark variieren und hängt von der betroffenen Region im zentralen Nervensystem ab. Typische Symptome können Sehstörungen, Koordinationsprobleme, Taubheitsgefühle, Kribbeln, Schwindel, Schmerzen, Blasen- und Darmbeschwerden sowie Erschöpfung (Fatigue) sein, um nur einige Beispiele an dieser Stelle nennen zu wollen.
  4. Dauer und Verlauf: Ein MS-Schub kann über Tage, Wochen oder sogar Monate anhalten. Die Schwere der Symptome kann unterschiedlich sein und nicht jeder Schub führt automatisch zu dauerhaften Beeinträchtigungen.
  5. Recovery (Erholung): Nach einem Schub können sich die MS-Symptome vollständig oder „nur“ teilweise zurückbilden. Manchmal bleibt jedoch eine gewisse Einschränkung bestehen. Die individuelle Ausprägung hängt stark von der Schwere des Schubs und der Fähigkeit des Körpers zur Regeneration ab.
  6. Behandlung: Die Behandlung von MS-Schüben kann die Verwendung von Kortikosteroiden beinhalten, um Entzündungen zu reduzieren und die Dauer der Symptome zu verkürzen. Langfristige Therapien, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, können ebenfalls in Betracht gezogen werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Veränderung im Krankheitsverlauf zwangsläufig ein Schub ist und nicht alle MS-Schübe erfordern die gleiche Art der Behandlung. Die genaue Erfahrung kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Es ist ratsam, bei Verdacht auf einen MS-Schub sofort einen Arzt zu konsultieren, um eine genaue Diagnose und geeignete Maßnahmen zu erhalten. Damit kann das Risiko von Folgeschäden zumindest minimiert werden.

Wie oft bekommt man einen MS-Schub?

Zahlenmatrix als Symbol für die unberechenbare Häufigkeit von MS-Schüben.

Die Häufigkeit von MS-Schüben kann stark variieren und ist bei jedem Patienten bzw. jeder Patientin unterschiedlich. Einige Menschen erleben nur wenige Schübe im Laufe ihres Lebens, während andere häufiger betroffen sein können. Es gibt keine feste Regel, wie oft Schübe auftreten, da dies von vielen Faktoren abhängt, einschließlich der individuellen Krankheitsgeschichte, des Alters bei Diagnosestellung, der Art der MS und der Wirksamkeit der Behandlung. Laut www.msges.at bekommen die meisten MS-Patienten allerdings weniger als einmal pro Jahr einen Schub.

 
Darüber hinaus gibt es auch verschiedene Verlaufsformen der MS, wie zum Beispiel die schubförmig remittierende MS (RRMS), sekundär chronisch progressive MS (SPMS), primär chronisch progressive MS (PPMS) und schubförmig progrediente MS (PRMS). RRMS ist die häufigste Form, die mit Schüben einhergeht, gefolgt von Phasen der Remission. Fortschritte in der Behandlung von Multiple Sklerose können dazu beitragen, die Häufigkeit und Schwere der Schübe zu reduzieren, insbesondere wenn die Krankheit frühzeitig diagnostiziert wird und eine angemessene Therapie eingeleitet wird.

MS-Themen aus dem Inhalt:

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Richtige MS-Schübe und Pseudoschübe

Laut www.msundich.de beginnt die MS bei mehr als 80 Prozent der Betroffenen mit einem Schub. Es ist allerdings nicht immer eindeutig, ob es sich tatsächlich um einen MS-Schub handelt. Sogenannte Pseudoschübe können ebenfalls neurologische Symptome und/oder die Leistungsfähigkeit von Menschen mit MS phasenweise verschlechtern. Dafür können beispielsweise körperliche oder psychische Extrembelastungen sowie eine Erhöhung der Körpertemperatur verantwortlich sein.

Das Uhthoff-Phänomen bietet ein anschauliches Beispiel für einen derartigen Pseudoschub. Bestehende Symptome werden hierbei durch eine Erhöhung der Körpertemperatur ausgelöst. Dafür verantwortlich können beispielsweise Saunabesuche, Sommerhitze, Fieber oder körperliche Anstrengung sein. Die Symptome verschwinden wiederum durch eine Absenkung der Körpertemperatur entweder sofort oder spätestens innerhalb von 24 Stunden vollständig.

Gemäß den Richtlinien der DGN werden einzelne Ereignisse, die nur wenige Sekunden oder Minuten andauern, nicht als Schübe klassifiziert. Hierzu zählen zum Beispiel kurzzeitige einschießende Spastiken. Treten diese jedoch über einen Zeitraum von mehr als 24 Stunden wiederholt auf, könnte dies auf eine erhöhte Entzündungsaktivität hindeuten und somit als Schub behandelt werden. In solchen Fällen wäre es ratsam einen Neurologen um fachlichen Rat zu bitten.

MS-Schübe und Kortison

Krankenschwester mit intravenöser Infusion

Die Anwendung von Kortison ist eine gängige Therapieoption zur Behandlung von Schüben bei Multipler Sklerose. Kortikosteroide wie Methylprednisolon wirken entzündungshemmend und können die Dauer und Schwere der Symptome während eines Schubs reduzieren. Sie beeinflussen jedoch nicht den langfristigen Verlauf der Krankheit. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Entscheidung, Kortison zu verwenden, von verschiedenen Faktoren abhängt. Dazu zählen beispielsweise die Schwere der Symptome, die individuelle Krankheitsgeschichte und die Gesamtsituation der betroffenen Person.

 
Nicht jeder Schub erfordert zwangsläufig eine Kortisonbehandlung. Erfahrungen aus der MS-Community zeigen, dass unter anderem die Schwere der MS-Symptome eine entscheidende Rolle spielt. Bei weniger schweren Einschränkungen, wie beispielsweise Sensibilitätsstörungen, kann es vorkommen, dass Schübe ohne medikamentöse Intervention abgewartet werden. Dennoch ist es allgemein ratsam, eng mit einem kompetenten Neurologen zusammenzuarbeiten, um eine individuell angepasste Behandlungsstrategie zu entwickeln. Auf der anderen Seite kann es bei schweren Schüben aber auch zu einer Plasmapherese kommen, wenn die gewünschte Wirkung durch die Kortisonbehandlung nicht eintritt. Dabei wird übrigens das Blutplasma gereinigt, um schädliche Bestandteile zu entfernen.