Marina Seitz
Auf Marina Seitz bin ich aufmerksam geworden, als sie am 05.12.2023 auf eine meiner Instagram-Storys geantwortet hat. Thematisch ging es damals übrigens um alternative Therapien für Menschen mit MS. Sie berichtete von ihren positiven Erfahrungen mit Tai-Chi bezüglich ihrer Kopfschmerzen. Ich selbst kenne mich ja leider sehr gut mit Kopfschmerzen aus und war sogar vor meiner MS-Diagnose in der Kopfschmerzklinik Kiel. Was Marina allerdings in puncto Kopfschmerzen so alles erlebt hat, das wollte ich hier unbedingt teilen. Generell möchte ich euch gerne Marina Seitz und ihren Weg zur MS-Diagnose vorstellen.
MS-Themen aus dem Inhalt:
Die MS-Diagnose von Marina Seitz
Bis Marina Seitz ihre MS-Diagnose erhielt, verging einige Zeit. Der erste Schub ereignete sich im Jahr 2016 und zeigte sich durch taube Finger und Zehen. Insbesondere auf der rechten Seite war die Symptomatik stärker ausgeprägt. Im Sattel ihres Pferdes hatte sie ein taubes Bein, das bis zum Knie reichte. Es war ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich etwas in ihrem Körper veränderte, auch wenn die genaue Ursache zunächst unklar blieb.
Die MS-Diagnose bekam Marina Seitz dann laut eigener Aussage im April 2018, als sie von einer massiven Sehnerventzündung betroffen war. Aufgrund ihrer chronischen Probleme mit den Nebenhöhlen vermutete man zunächst, dass auch diesmal die Beschwerden von dort kamen. Ein Besuch beim HNO und ein sofortiges CT schlossen jedoch rasch eine Beteiligung der Nebenhöhlen aus. In ihrer Not suchte sie eine Augenärztin auf, die sie umgehend in die Uniklinik überwies, da Marina mittlerweile auf dem rechten Auge nichts mehr sehen konnte.
In der Uniklinik erfolgten zunächst gründliche Untersuchungen, gefolgt von einem MRT, das die klare Diagnose lieferte: eine Autoimmunerkrankung. Die genaue Art der Erkrankung konnte erst nach einer Lumbalpunktion bestimmt werden, die sofort durchgeführt wurde. Anschließend durfte Marina endlich auf ihr Zimmer, wo ihr umgehend die erste Kortisoninfusion verabreicht wurde. Bereits am nächsten Tag, einem Samstag, erhielt sie das Ergebnis der Lumbalpunktion: Multiple Sklerose.
Für sie übrigens wenig überraschend, da dieser Gedanke ihr laut eigener Aussage schon in der schlaflosen Nacht zuvor durch den Kopf gegeistert war. Nach fünf Tagen Kortison konnte sie die Klinik mit nur noch 20 Prozent Sehkraft auf dem betroffenen Auge verlassen. Mir selbst ging es damals übrigens ähnlich. Auch ich wurde wegen Sehstörungen stationär im Krankenhaus aufgenommen und nach einer Kortison-Stoßtherapie mit etwa 20 Prozent Sehkraft dann wieder entlassen.
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Komplikationen nach erneutem Kortison
Da Marinas Sehnerventzündung sehr hartnäckig war, erhielt sie etwa 4 Wochen später einen erneuten Kortisonstoß. Diesmal wurden ihr ambulant über 5 Tage täglich 2 g Kortison verabreicht. Bedauerlicherweise verlief die Kortisongabe laut eigener Angabe nicht optimal. Ab dem vierten Tag ging es Marina Seitz zunehmend schlechter. Sie litt unter Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen und einer intensiven Lichtempfindlichkeit. Bei der letzten Kortisoninfusion wurde ihr bereits Novalgin® intravenös zugeführt. Da in ihrer Familie Migräne bekannt war, schoben die Ärzte die Symptome darauf, da sie scheinbar passten.
Zwei Tage später kollabierte Marina in der Uniklinik und wurde umgehend auf die Station gebracht. Hier verschlechterte sich ihr Zustand rapide – von kortikaler Blindheit bis zu epileptischen Anfällen. Das MRT-Ergebnis war eindeutig: Sinusvenenthrombose mit vier verschlossenen Venen im Kopf und dazu eine Hirneinblutung. Sofort erfolgte die Verlegung auf die Intensivstation, wo sich ihr Zustand weiter verschlechterte. Marina geriet in einen Status Epilepticus, und die einzige Überlebenschance bestand in einem künstlichen Koma. Im Verlauf zeigte sich eine Ischämie links temporoparietal, die als Stauungsinfarkt diagnostiziert wurde. So lag Marina nun mit 24 Jahren im künstlichen Koma und kämpfte um ihr Leben. Glücklicherweise hatte sie besagten Kampf gewonnen.
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Marinas Zeit nach dem künstlichen Koma
Marina Seitz lag etwa sechs Tage im künstlichen Koma und keiner konnte damals sagen, wie sie nach dem Koma wieder aufwachen und welche Einschränkungen sie möglicherweise haben würde. Der Aufwachprozess verlief laut Marina überraschend problemlos und bereits am nächsten Tag erfolgte die Extubation. Sie konnte alles bewegen, sprechen usw., jedoch spielte ihre Erinnerung ihr einen Streich. Die Magensonde blieb einen Tag länger, um zu überprüfen, ob sie schlucken und essen konnte. Im weiteren Verlauf wurden dann auch die Schläuche von ihrem Kühlgerät gezogen.
Laut eigener Aussage fieberte sie danach immer wieder auf, was die Hölle war. Auch mit dem zentralen Venenkatheter hatte sie so ihre Schwierigkeiten. Nachdem Marina Seitz am Dienstag aus dem Koma geholt wurde, erfolgte die Verlegung auf die Stroke Unit am Freitag. Hier konnte sie nicht einmal 15 Minuten aufrecht sitzen, da ihr Kreislauf sofort verrückt spielte. Am nächsten Tag wurden der Blasenkatheter, im Verlauf des Tages auch der Venenkatheter und der Blutschlauch entfernt. Am Samstag Nachmittag konnte sie laut eigener Aussage zum ersten Mal selbstständig wieder zur Toilette gehen.
In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde Marina Seits auf die Epilepsiestation verlegt und am darauffolgenden Freitag durfte sie die Klinik nach 18 Tagen ohne große Einschränkungen wieder verlassen. Trotzdem blieben einige Herausforderungen laut eigener Aussage. Sie leidet an einer Okzipitalneuralgie, die erst nach über zwei Jahren angemessen behandelt wurde, sowie chronischen Kopfschmerzen, die sie mittlerweile jedoch losgeworden ist. Marinas Sehstärke beträgt wieder 100 Prozent, zumindest wenn sie ihre Brille aufgrund einer Hornhautverkrümmung trägt, die sie anscheinend durch die Sehnerventzündung entwickelt hat.
Zusätzlich hat Marina noch eine latente Hemiparese rechts, die meistens gut ist, aber phasenweise schlechter wird. Dies führt zu Problemen im linken Sprunggelenk, das erst nach vier Jahren endlich eine Diagnose erhalten hat. Marina kämpft auch mit einer massiven Lichtempfindlichkeit in den Augen, die sich 2023 während einer Rehabilitation als visuelle Fatigue herausgestellt hat. Fatigue hat sie laut eigener Aussage im Grunde von Anfang an, schon länger als ihre MS-Diagnose.
Allgemeine Infos über Marina
Marina Seitz hat eine Ausbildung als Kosmetikerin, Visagistin und Fußpflegerin abgeschlossen, ist jedoch seit 2021 in diesem Berufsfeld nicht mehr tätig. Derzeit arbeitet sie an der Anmeldung eines Gesundheitszentrums, wo sie ihre beruflichen Fähigkeiten in einem neuen Kontext zum Einsatz bringt. Seit Mai 2018 ist Marina rückwirkend teilberentet und hat somit eine Balance zwischen ihrer beruflichen Laufbahn und anderen Lebensbereichen gefunden.
Abseits ihrer beruflichen Laufbahn ist Marina seit fast einem Jahrzehnt stolze Besitzerin eines eigenen Pferdes. Die Verbindung zu ihrem treuen Begleiter spiegelt nicht nur ihre Liebe zur Natur wider, sondern auch ihre Beharrlichkeit, selbst in herausfordernden Zeiten auf ihre innere Stärke zu setzen. Marina ist nicht nur eine Fachfrau in der Welt der Schönheitspflege, sondern auch noch eine Sportenthusiastin, die laut eigener Aussage stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist. Ihre bisherige Lebensgeschichte ist geprägt von beruflichem Wandel, tierischer Hingabe und dem unaufhörlichen Streben nach persönlichem Wachstum. Marina Seitz verkörpert meiner Meinung nach eine Frau, die mit Vielseitigkeit, Neugierde und Entschlossenheit durch das Leben geht.
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Was Marina Seitz euch noch sagen möchte
Manchmal wird der winzigste Schritt in die richtige Richtung zum größten deines Lebens. Geh auf Zehenspitzen, wenn es nötig ist, aber geh! Ich selbst habe nach dem Koma bei Null angefangen. Zwar musste ich nichts neu erlernen, außer mich immer wieder selbst auf die Beine zu stellen. Keine Ahnung, wie oft ich vor großen Hürden stand – sie zu überwinden, macht einen nur stärker. Gebt eure Träume und Ziele nicht auf, auch wenn sie aktuell vielleicht noch nicht erreichbar erscheinen.
Ich selbst konnte zwei meiner Träume und Ziele verwirklichen. Drei Jahre nach der Diagnose bin ich den Muddy Angel Run gelaufen und erst dieses Jahr habe ich einen Hubschrauberrundflug gewagt – trotz Höhenangst und der Unsicherheit darüber, wie mein Kopf im Heli reagieren würde. Die MS-Diagnose kann das Leben positiv verändern, sie kann einen stärker und aufmerksamer machen.
Da gibt es noch eine Sache, die Marina mir gegenüber nur beiläufig erwähnt hatte. Laut eigener Aussage hatte sie sich den Hubschrauber-Rundflug wahnsinnig lange gewünscht, da sie im Koma damals geträumt hatte, dass sie Hubschrauber geflogen wäre. Diese Aussage in Kombination mit dem Foto hatte mich ehrlicherweise fast zu Tränen gerührt, so dass ich es an dieser Stelle unbedingt noch erwähnen wollte.
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