Multiple Sklerose (MS)
Du hast eine Multiple-Sklerose-Diagnose erhalten oder kennst Personen in deinem Umfeld, die an MS erkrankt sind? Dann möchtest du höchstwahrscheinlich mehr über diese Krankheit der 1.000 Gesichter erfahren. Bei der Multiplen Sklerose handelt es sich um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems ZNS.
In meinem Fall wurde die MS im Januar 2018 diagnostiziert, nachdem ich bereits acht Jahre mit diffusen Symptomen lebte. Mehr dazu findest du auf der Über-mich-Seite. Im Laufe der Zeit lernte ich dann verschiedenste Symptome der Multiplen Sklerose kennen, tauschte mich mit MS-Betroffenen aus, nahm an zahlreichen Rehabilitationsmaßnahmen teil und las den einen oder anderen Fachartikel. Dieses Wissen möchte ich nun gerne mit euch teilen.
MS-Themen aus dem Inhalt:
Was genau ist das zentrale Nervensystem?
Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich beim zentralen Nervensystem um die Schaltzentrale unseres Körpers. Hier werden alle lebensnotwendigen Systeme des menschlichen Körpers reguliert. Das zentrale Nervensystem besteht aus unzähligen Nervenbahnen in Gehirn und Rückenmark, die sich besonders geschützt in unserem Körper befinden. Normalerweise werden an der Blut-Hirn-Schranke unerwünschte Stoffe am Durchtritt gehindert. Man muss sich das in etwa wie Türsteher vor Diskotheken vorstellen. Bei der Multiplen Sklerose ist genau diese Blut-Hirn-Schranke gestört.
Aus irgendwelchen Gründen können fehlgeleitete Immunzellen das Sicherheitssystem des ZNS überwinden. Wie genau es dazu kommen kann, haben Wissenschaftler leider noch immer nicht vollständig klären können. Das eigene Immunsystem hat es bei der MS auf die Myelinscheiden der Nervenzellen abgesehen. Es können verschiedenste Symptome auftreten und man spricht von der Krankheit der 1.000 Gesichter.
Die Myelinscheide muss man sich wie eine Isolierung beim Elektrokabel vorstellen. Sie ermöglicht es, dass Nervensignale schnell und exakt weitergeleitet werden. Bei der Multiple Sklerose wird die fetthaltige Schutzschicht vom eigenen Immunsystem attackiert und zerstört. Die MS zählt zu den unheilbaren Autoimmunerkrankungen. Sofern sich eine defekte Myelinscheide selbst repariert, kann der entsprechende Nerv seine Arbeit wieder aufnehmen.
Bei besonders starken Schädigungen stirbt der Nerv meist ab. Leider können sich die Nervenfasern des ZNS nicht vollständig regenerieren. Es kommt zu dauerhaften Schädigungen, wie es unter anderem auch bei Multiple Sklerose der Fall ist. Eine MS tritt meist im frühen und mittleren Erwachsenenalter auf.
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Ursachen der MS
Bei der MS kommt es zu Entzündungen im zentralen Nervensystem. Diese wiederum hinterlassen oft kleine Narben im Gehirn und Rückenmark, die auch als MS-Herde und Läsionen (Plaques) bezeichnet werden. Läsionen können Funktionsstörungen der Nerven zur Folge haben, da die korrekte Übertragung elektrischer Impulse darunter leidet. Entweder können Nervenimpulse nur noch verzögert oder sogar gar nicht mehr weitergeleitet werden.
Die Ursachen der Multiple Sklerose konnten noch immer nicht eindeutig geklärt werden. Vermutlich handelt es sich dabei um ein ungünstiges Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Dazu zählen erbliche Faktoren, der Kontakt mit bestimmten Krankheitserregern sowie weitere Umwelteinflüsse.
Die meisten Personen, die an Multiple Sklerose erkranken, hinterfragen sich vermutlich. Woran könnte es liegen, dass es ausgerechnet mich erwischt hat? Auch ich habe mir diese Frage über mehrere Monate gestellt. Das Resultat waren aber nur Vermutungen, keine Fakten. Aus diesem Grund habe ich mittlerweile aufgehört mir Gedanken darüber zu machen. Mit der Antwort „Warum nicht?“ fahre ich bedeutend besser. Dennoch möchte ich an dieser Stelle auf mögliche Ursachen eingehen, die laut Mediziner, Forscher und Wissenschaftler im Zusammenhang mit Multiple Sklerose stehen könnten.
Demnach wird beispielsweise intensiv über das Rauchen, virale Infektionen (Epstein-Barr-Viren, Herpes-Viren und Masern-Viren) und Vitamin-D-Mangel bei der Entstehung von Multiple Sklerose diskutiert. Die Forschung in Bezug auf MS läuft noch immer auf Hochtouren.
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MS-Community: Menschen mit MS kennenlernen
Mögliche Symptome bei Multiple Sklerose
Den möglichen Symptomen einer Multiple Sklerose habe ich einen separaten Themenbereich gewidmet. Bei der MS handelt es sich nämlich um die Krankheit der 1.000 Gesichter. Die Symptome können sehr vielseitig sein, je nachdem, wo sich die Entzündungsherde der betroffenen Personen befinden. Kein Krankheitsverlauf bei Multiple Sklerose entspricht dem anderen. Beschwerden können neu hinzukommen, sich zurückbilden oder verschlimmern. Alles ist möglich bei einer MS Diagnose.
Die Krankheit kann also bei jedem Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Statistisch gesehen kommen allerdings einige Symptome der Multiple Sklerose häufiger vor, andere seltener. Am häufigsten kommt es zu Beginn einer MS zu Empfindungsstörungen, Sehstörungen und Problemen der Muskelfunktion.
Zu meinen ersten Symptomen zählten damals Sensibilitätsstörungen von Kopf bis Fuß, Sehstörungen in Form einer Sehnerventzündung, Probleme mit dem Gleichgewicht, Gangataxie, leichte Wortfindungsstörungen, Blasen- und Darmprobleme, sexuelle Störungen und Dauerschmerzen. Was die Schmerzen betrifft, so konnte ich bereits vor meiner MS Diagnose auf eine achtjährige Kopfschmerzkarriere zurückblicken. 7 Tage die Woche, 24 Stunden pro Tag. Geholfen haben mir gegen die Kopfschmerzen übrigens keinerlei Medikamente. Erst als ich mir CBD Öl auf eigene Kosten besorgte, hatte der Spuk nach etwa fünf Jahren ein Ende. Meine Kopfschmerzen waren übrigens ein Zusammenspiel aus permanenten Druckkopfschmerzen und clusterartigen Attacken (bis zu 250 pro Tag).
Behandlungsmöglichkeiten der MS
Multiple Sklerose ist zwar nicht heilbar, jedoch gut behandelbar. Für MS-Therapien gilt: Je früher eine Behandlung beginnt, desto günstiger sind die Auswirkung auf den Krankheitsverlauf. Hohe Entzündungsaktivitäten in der Anfangsphase einer MS erhöhen das Risiko einer schnelleren Zunahme entsprechender Behinderungen. Ziel der Therapien ist es, den Krankheitsverlauf zu stoppen oder zu verlangsamen. Wissenschaftliche Studien zeigen, so kann man es bei www.mein.ms-life.de nachlesen, dass der Zeitraum direkt nach einer MS Diagnose entscheidend für den weiteren Verlauf ist. Die Therapien einer MS stehen auf folgenden Säulen:
- • Schubtherapie: Akute MS-Schübe werden mit hochdosiertem Kortison behandelt. Die Kortisonpräparate werden dabei über einen Zeitraum von drei bis fünf Tagen als Infusion verabreicht. Ziel einer Schubtherapie ist es, die Entzündungsreaktionen zu unterbinden und somit die Symptome der Multiple Sklerose rasch zu lindern. Zudem sorgen die Kortisonpräparate dafür, dass die Blut-Hirn-Schranke wieder besser funktioniert und somit weniger Entzündungsstoffe in das zentrale Nervensystem übergehen können.
Sollten sich die Symptome der Multiple Sklerose nicht wie gewünscht zurückbilden, kann die Infusionstherapie auch wiederholt werden. Dies geschieht dann in der Regel mit einer höheren Dosis. Kortison als Langzeitbehandlung wird übrigens nicht empfohlen. Einerseits wären diverse Nebenwirkungen zu befürchten, andererseits wird dem Kortison eh keine langfristige Wirkung auf den Krankheitsverlauf der Multiple Sklerose nachgesagt.
Sollte die Kortisontherapie auch weiterhin keinerlei Wirkung zeigen, wäre noch eine Plasmapherese (Blutwäsche) möglich. Dabei wird das Blut eines Patienten entnommen, von unterschiedlichen Bestandteilen gereinigt und schließlich wieder zurückgeführt. Dieses Verfahren ist allerdings nur für besonders schwere MS-Schübe vorgesehen und muss an spezialisierten Zentren durchgeführt werden, da es unter anderem zu Herz-Kreislauf-Komplikationen kommen kann.
• Symptomatische Therapie: Im Laufe einer MS-Erkrankung können verschiedenste Symptome entstehen. Besonders häufig treten beispielsweise Fatique, muskuläre Probleme, Schmerzen, Blasenfunktionsstörungen, Schluckbeschwerden und Probleme mit der Sprache auf. Mit Hilfe gezielter Therapien lassen sich diese Symptome entsprechend behandeln. So können Menschen mit einer MS Diagnose zum Beispiel auf Bewegungstherapie, Ergotherapie, Krankengymnastik oder Sprachtherapie zurückgreifen.
• Verlaufsmodifizierende Therapie: Derartige Therapien konzentrieren sich auf den langfristigen Verlauf der Multiple Sklerose. Es handelt sich dabei um Langzeittherapien, die das Immunsystem regulieren. Ziel ist es, die Aktivität der MS zu stoppen oder zu reduzieren. Verlaufsmodifizierende Therapien müssen individuell ausgewählt werden. Hier kommt es unter anderem auf den Verlauf der MS, Sicherheitsaspekte, Verträglichkeit der Medikamente und Vorlieben der Patienten an.
Ich persönlich habe seit meiner MS Diagnose übrigens Tecfidera® und Tysabri® bekommen. Unter Tecfidera® waren im Kontroll-MRT leider stets neue Entzündungsherde zu sehen, weshalb ich Anfang 2019 zu Tysabri® wechselte. Seitdem gibt es laut MRT glücklicherweise keine sichtbare Krankheitsaktivität mehr zu beklagen. Ich weiß, dass viele Menschen mit Multiple Sklerose auf verlaufsmodifizierende Therapien (Medikamente) komplett verzichten. Da möchte ich mich auch nicht einmischen. Jede Person sollte individuelle Entscheidungen treffen dürfen, wie er/sie mit Multiple Sklerose umgehen möchte. Dazu zählt auch die Risikobewertung der MS-Medikamente.
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Verlaufsprognosen bei Multiple Sklerose
Der Verlauf einer MS hängt von verschiedenen Faktoren ab. Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen ist bei Multiple Sklerose eine Verlaufsprognose nahezu unmöglich. Man nennt sie nicht grundlos die Krankheit der 1.000 Gesichter. Der Beginn einer MS kann stark variieren. Eventuell verändert sich zunächst einmal das Sehvermögen. Oder Du bekommst Probleme mit der Blase. Vielleicht bist Du aber auch schneller erschöpft und könntest ständig schlafen.
Es gibt viele Symptome bei Multiple Sklerose. Alle MS-Symptome können zudem in ihrer Intensität variieren und auf andere Krankheiten hindeuten. Was für den Beginn einer MS gilt, zeigt sich übrigens auch im weiteren Verlauf dieser Erkrankung. Multiple Sklerose entwickelt sich von Fall zu Fall unterschiedlich. Variable Verläufe mit einer unsicheren Prognose stehen quasi an der Tagesordnung. Gerade die Unberechenbarkeit macht es auch für Betroffene nicht leicht.
Trotz einer MS Diagnose solltest Du niemals die Hoffnung verlieren oder gar aufgeben. Es gibt so gut wie immer Licht am Ende des Tunnels. Folgende Weisheit habe ich vor einigen Jahren irgendwo aufgeschnappt und seitdem zu meinem Lebensmotto gemacht, besonders in schlechten Zeiten: Wo sich eine Türe schließt, öffnet sich irgendwo eine andere. Du musst sie nur finden. Es wird von medizinischer Seite dazu geraten, bei MS nicht in Passivität zu verfallen.
Stattdessen sollte man sich mit seiner Krankheit aktiv auseinandersetzen. Falls das nicht gelingen sollte, jeder Mensch ist halt anders gestrickt, zögere nicht Dir professionelle Hilfe zu suchen. Psychotherapie bei MS ist keine Seltenheit und definitiv nichts, wofür man sich schämen sollte.